im Kurfürstenthum Hessen
Dicht über der Stadt Fulda erhebt sich der von Bewohnern der Stadt und Umgebung stark besuchte Frauenberg, wohl einer der ältesten Orte Deutschlands, den sich die Himmelskönigin zur Wohnung gewählt hat. Hier auf der Spitze dieses Berges schlug der Apostel Deutschlands, der heilige Bonifacius, sein Zelt auf und leitete den Bau des Klosters und der Kirche von Fulda unter seinem Schüler, dem heiligen Sturmius. Ein kleines Kirchlein nebst Altar von ihm errichtet, erhob sich bald an der Stelle seines Zeltes und lange Zeit hatte der Berg den Namen Bischofsberg. Als aber im Jahre 809 der dritte Abt des Klosters Fulda, Ratgar, die Kapelle in eine stattiche Kirche verwandelte und zu Ehren der Lieben Frau einweihen ließ, erhielt der Berg den Namen Frauenberg, der ihm bis zur Stunde geblieben. Bis zum Jahre 1048 versahen weltliche Kanoniker den Gottesdienst, wo dann die Benediktiner die Seelsorge übernahmen. Beinahe fünf Jahrhunderte waren diese im ruhigen Besitze geblieben, als der in Schwaben ausgebrochene, durch Martin Luther und seine Gehilfen angeschürte Bauernaufstand seine Alles verwüstenden Haufen auch auf die Gegend von Fulda wälzte. Es war am ersten Ostertage 1525, als unter Mord, Raub und Brand "der schwarze Haufen", so nannten sich die Aufständischen, zu Fulda anlangte. Die Bürger der Stadt machten leider gemeinschaftliche Sache mit ihnen. Am dritten Ostertage stürmten, plünderten und verbrannten sie die Klöster, wobei das härteste Loos den Frauenberg traf, indem sie hier sogar die Gräber aufwühlten, die Gebeine der Todten, darunter die des seit 700 Jahren hier ruhenden Stifters Ratgar - zerstreuten, und zuletzt das Kloster und die Kirche in Brand steckten. - Doch die Rache des Himmels blieb nicht aus; von den kriegsgeübten Schaaren des Landgrafen Philipp von Hessen wurden die verwilderten Bauern, die sich auf dem Frauenberg verschanzt hatten, angegriffen, geschlagen, zerstreut und die Rädelführer in der Stadt hingerichtet.
Der Frauenberg lag nun verödet bis zum Jahre 1623, wo die Gebäude wieder hergestellt wurden, und drei Jahre darnach zogen wieder neue Bewohner hier ein, nämlich die ehrwürdigen Väter Franziskaner, welche den Gottesdienst besorgten, und die Verehrung der Lieben Frau bald wieder in Aufschwung brachten. Ein verheerender Brand zerstörte im Jahre 1756 Kirche und Kloster, sie wurden aber im Jahre 1757 in ihrer jetzigen Gestalt wieder hergestellt, und noch immer steigen zahlreiche Verehrer der gebenedeiten Gottesmutter den freundlichen Berg hinan, um in der Gnadenkirche ihre Herzen vor Derjenigen auszugießen, die aller Leidenden Trösterin ist!
(Fulda und das Rhöngebirge. Gegenbauer.)
(Aus: Marianum, 1872)
Siehe auch: Das altberühmte Gnadenbild der Gottesmutter auf dem Frauenberge bei Fulda
Samstag, Februar 11, 2006
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen