Freitag, Juni 23, 2006

Altdeutsches Weihegebet zum göttlichen Herzen

O du heiligstes, mildreichstes und gütigstes Herz Jesu Christi, meines getreuesten Heilandes, meines Gottes und Herrn, dir weihe ich mein Herz, all meine Gedanken, meine Wünsche und meinen Willen, meinen Leib, meine Seele und alles, was ich bin und habe, damit alles zu deiner Verherrlichung gereiche.
O allbarmherziger, gnädiger Herr Jesu Christe, in dein göttliches Herz befehle und übergebe ich mich ganz und gar. Nimm du mein ungetreues und sündhaftes Herz und gib mir dafür dein heiliges Herz oder mache mein Herz nach deinem Herzen und bilde es nach deinem höchsten, göttlichen Willen.
O Herr, mein Gott und Erlöser, nimm von mir meine Sünden und alles, was dir an mir mißfällt, und gib mir aus deinem göttlichen Herzen alles, was dir wohlgefällig ist. Nimm Besitz von mir und wandle mich in deiner Liebe ganz um nach deinem göttlichen Wohlgefallen.
Vereinige mein Herz mit deinem Herzen und meinen Willen mit deinem göttlichen Willen, damit ich nichts anderes kann und nichts anderes will, als was du willst und was dir wohlgefällig ist.
O gütiger Herr Jesu Christe, mein Gott, du Herr aller Dinge, gib mir, dich in allem und über alles zu lieben aus meinem ganzen Herzen. Amen.

(15. Jahrhundert, Aus einem Kölner Kloster.)

Entnommen den "Deutschen Herz-Jesu-Gebeten aus Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts" von Karl Richstätter S. J. Kösel & Pustet, München.

Donnerstag, Juni 22, 2006

Unsere Liebe Frau von Mettenbuch

Zeitgenössische Darstellung der Erscheinung in MettenbuchIm Advent 1876, 1. bis 21. Dezember, erschien in einer abgelegenen Waldschlucht bei Metten die Muttergottes mit dem Jesuskind vier Mädchen und einem zehnjährigen Buben. Sie saß auf einem Thronsessel; auf ihrem Schoß ruhte das göttliche Kind, und der hl. Joseph schaute von rückwärts mit gütigem Blick auf das Jesuskind. Die Erscheinung war von einem Sternenkranz umgeben und zwei Engel standen links und rechts. Scharen von Engeln schwebten von oben herab, mit Musikinstrumenten in den Händen. Das ganze Weihnachtsgeheimnis ließ sich aufs neue vom Himmel in diese Waldeinsamkeit hernieder. Die Muttergottes wünschte, daß eine kleine Kapelle gebaut und daß sie als "Trösterin der Betrübten" verehrt werde. - Sie ermahnte zum eifrigen Gebet, vor allem des Rosenkranzes, und daß man die hl. Sakramente empfangen solle. - Anschließend begleitete Maria die Kinder den steilen Waldpfad hinauf in Richtung ihres Heimatdorfes Mettenbuch. Auf halbem Wege blieb sie bei einem Birnbaum stehen und sagte zu den Kindern: "Hier ist heute unser Altar." Noch heute steht hier ein schönes Kreuz aus Metall. Am 3. Dezember 1876, dem ersten Adventssonntag, erschien dem Buben der göttliche Heiland am Kreuz. Er war so leidend und mit Blut überronnen, daß der Knabe zutiefst erschüttert war. - Auch entstand eine kleine Quelle, durch deren Wasser sehr viele Heilungen geschahen. Die Kunde hiervon verbreitete sich sehr schnell, so daß aus Bayern, Österreich und Böhmen Scharen von Pilgern kamen. Eine Kapelle und Notunterkünfte für die vielen Leute wurden errichtet. Auch wurden Andachtsbildchen und Medaillons hergestellt. - Die Patres vom Kloster Metten, welche die Kinder in der Schule hatten und die Familien kannten, setzen sich tapfer für die Echtheit der Erscheinungen ein und zwei von ihnen mußten ihre Überzeugung mit scharfer Maßregelung bezahlen. - Auf kirchenfeindliche Intrigen hin, der man von maßgebender Seite her leider widerstandslos nachgab, kamen strengste Erlasse, welche die Abreißung der Kapelle und Pilgerquartiere sowie die Vernichtung aller Bildchen und Andenken geboten. Die Kinder wurden unmöglichen Verhören unterworfen und ihnen unter Stafe verboten, je etwas über die Erscheinungen zu sagen. - Dennoch erlosch im gläubigen Volk das Andenken hieran nicht ganz. Selbst im Weltkrieg 1939/45 gelobten sich Krieger zur Muttergottes von Mettenbuch, wenn sie glücklich die Heimat wieder sehen würden . - "Maria, Trösterin der Betrübten, bitt für uns!"

(Nach: "Erscheinungen U.L. Frau bei Mettenbuch" von P. Benedikt Braunmüller O.S.B., Deggendorf 1878, Verlag von J. Pfeiffer, Redaktionsarchiv "Das Zeichen Mariens", Immaculata-Verlag, CH-9050 Appenzell)

Siehe auch: "Maria, die Trösterin der Betrübten"

Montag, Juni 12, 2006

Die selige Gute Beth

Siehe dazu unsere Beiträge unter "Katholische Mystik und Hagriographie":
Die Wundertäterin Oberschwabens
Ein sehr altes Gebet zur seligen Elisabeth Bona von Reute

Mittwoch, Juni 07, 2006

Wallfahrt Heiligkreuz, Kempten

Kirche und Ortschaft verdanken ihren Namen einem Kreuze, das auf den Fluren des Bauernhofes Krönlings errichtet worden war zum Gedächtnis an ein Blutwunder, das sich am 24. Juli 1691 dort - wie die Chronik meldet - ereignet hatte. In einem alten Wallfahrtsbuch lesen wir:
"Als anno 1691 den 24 Julii, am Vorabend des heiligen Apostels Jakobi, nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr, Elisabeth Wegerin auf einer ¾ Stund ausser dem Hochfürstlichen Stift Kempten ligenden Wisen das abgemähte Heu mit dem Rechen umbwendete. Sihe! Da verspürte sie an ihrem blossen Fuss, und sahe mit den Augen, wie dass ein helles klares Blut aus der Erde an den abgemähten Grass-Stimplen aufspringe". Ein Bild an der unteren Empore zeigt die Begebenheit, von dem Münchner Kunstmaler Jakob Huwyler nach altem Vorbild 1903 geschaffen. Zu diesem Kreuze pilgerten bald viele Wallfahrer in ihren Anliegen. 1694 ließ der Fürstabt des Hochstiftes Kempten-St.Lorenz, Rupert von Bodman, eine hölzerne Kapelle errichten und 1711 wurde die heute noch als Chor der Kirche verwendete gemauerte Kapelle in Form einer Rundbasilika von demselben Fürstabte erbaut. Unter Fürstabt Anselm v. Reichlin-Meldegg wurde in den Jahren von 1730-33 das Schiff der Kirche nach den Plänen Johann Jakob Herkommers von Sameister, errichtet, dem gesuchtesten Baumeister seiner Zeit im schwäbischen Raum.
Am 3. Mai 1723 hatte der nämliche Fürstabt ein Kunstwerk ersten Ranges, das wundertätige Kruzifix von Liebenthann, einem Schloß der Kemptener Fürstäbte bei Obergünzburg, nach Heiligkreuz verbringen lassen, das zur besonderen Verehrung der heiligen fünf Wunden des gekreuzigten Heilandes und seines bitteren Leidens und Sterbens um unseres ewigen Heiles willen einladen sollte. Die Gestalt des Gekreuzigten dürfte die schönste weit und breit sein. Welch ein ergreifender Ausdruck ruht auf dem bleichen Anlitz voll göttlicher Hoheit! Auf dem Altarblatt des Hochaltares sehen wir St. Michael, den Fürsten der himmlischen Geister, im Kampf mit Luzifer, dem Fürsten der Hölle, und den Engel des Lebens mit dem Engel des Todes kämpfen. Hat ja doch Christus der Herr durch seinen Tod den Sieg über die Hölle und den ewigen Tod gnadenreich für uns errungen. Unten am Rande des Gemäldes befindet sich ein Bild der Stadtpfarrkirche St. Lorenz in Kempten aus der damaligen Zeit. Beim Kreuze auf dem angedeuteten Berge Golgatha stehen Maria, die Mutter des Herrn, und Johannes, merkwürdigerweise mit einem Barte. Zu Füßen des Gekreuzigten umfaßt Maria Magdalena in tiefem Schmerze den Kreuzesbalken. Unter der Kreuzesinschrift steht die Jahreszahl 1623. Einen besonderen Schmuck des Chores bilden die Deckengemälde. Das über dem Hochaltar stellt die Kreuzauffindung durch die römische Kaiserin Helena dar, gemalt von J. M. Koneberg, dem Hofmaler des Stiftes Kempten. Ein zweites, noch großartigeres Gemälde, ziert die Decke des fast runden Chorraumes vor dem Hochaltar, die Kreuzerhöhung durch den römischen Kaiser Heraklius. Dieser hatte das Heilandskreuz in mühseligen, jahrelangen Kriegszügen von den Persern zurückerobert. Aber nicht in königlichem Schmucke kann es der Kaiser nun in das Heiligtum auf den Kalvarienberg zurückbringen, sondern erst als der demütig Krone und Kaisermantel und Schuhe abgelegt hatte, kann er barfuß wie der göttliche Heiland das heilige Kreuz nach Golgatha tragen. In dem großen Rundgemälde ist in einem eigenen ovalen Rahmen dankbar eingefügt das Brustbild des Fürstabtes Honorius Roth von Schreckenstein (1760-85). Ein Engel verkündet mit der Posaune die Hoheit und den Wohltätigkeitssinn dieses Prälaten. Zugleich erinnern Purpurmantel und Hermelindecke, Szepter, Krone und Schwert auf dem Huldigungskissen an des Füsten geistliche und weltliche Würde. Der Posaune ist eine Fahne angehängt mit der Inschrift: EXaLtat DenVo CrVCeM: Er erhöht neuerdings das Kreuz. Ein sinniger Hinweis auf des Fürstabtes Liebe und Opfersinn für das Gotteshaus in Heiligkreuz! Er hatte auch die Deckengemälde der Kirche malen und alle Altäre erneuern lassen. Die großen Buchstaben der lateinischen Inschrift ergeben zusammen die Jahreszahl MDCCXVV = 1770. Das Kuppelgesims scheinen zu tragen die Stuckfiguren der vier Kardinalstugenden: Die Weisheit mit der Fackel, die Mäßigung mit Krug und Zügel, die Gerechtigkeit mit dem Schwert und die Starkmut mit dem Säulenstumpf.

Kunstverlag Hannes Oefele, Neuburg (Donau)