Freitag, April 28, 2006

Die Geschichte des Wunderbarlichen Gutes bei Hl. Kreuz in Augsburg - 2

Abbildung: Das Innere der Heilig Kreuz-Kirche vor der Zerstörung

Der leidenschaftlichste Gegner des Wunderbarlichen Gutes, Stunz, der inzwischen neue Anhänger seiner Ansicht, anscheinend auch im Domkapitel, gefunden hatte, suchte jedoch auch weiterhin, besonders wieder in den Fronleichnamspredigten im Dom 1497, die Gläubigen von der Verehrung des Wunderbarlichen Gutes abzubringen. Daraufhin berief Bischof Friedrich zwei Doktoren der Theologie, Jodokus Gay von Memmingen und Wolfgang Eiselin von Landsberg, nach Augsburg, damit sie nach eingehendem Studium des Streitfalles ihre Meinung in mehreren Predigten äußern sollten. Beide traten denn auch für die Anbetung des Wunderbarlichen Gutes ein. Bernhard Stunz ließ sich aber auch von diesen beiden Gelehrten nicht von seiner irrigen Meinung abbringen, er mußte vielmehr 1498 wiederum Augsburg verlassen, durfte jedoch auf Ansuchen des Augsburger Bürgermeisters bald wieder in die Stadt zurückkehren. 1498 predigten die beiden Doktoren zum 2. Mal unter großem Andrang des Volkes in Hl. Kreuz und auf dem Fronhof, anscheinend ohne weiteren Widerstand von Seiten des Bernhard Stunz zu finden.
Der vorsichtige Propst von Hl. Kreuz, Vitus Fackler, sammelte nunmehr alle auf das Wunderbarliche Gut bezüglichen Urkunden, Gutachten und Aktenstücke und beantragte, damit zukünftig kein Zweifel über ihre Echtheit aufkommen könne, eine amtliche Prüfung und Bestätigung derselben. Diesem Antrag wurde auch unter dem Nachfolger Bischof Friedrichs, dem Bischof Heinrich IV. von Lichtenau stattgegeben. In einer öffentlichen Sitzung am 2. Dezember 1507 schritt man in Anwesenheit zweier Rechtsgelehrten als Zeugen, Johannes Bayr und Johannes Ott, zu einer genauen Prüfung der vorgelegten Akten. Dieselben wurden als echt befunden, eine genaue Abschrift davon genommen und über den ganzen Verlauf der Untersuchung eine notarielle Urkunde ausgefertigt. Gegner, die durch vorherigen Anschlag an den Domkirchentüren zum Erscheinen aufgefordert worden waren, hatten sich zum Termin keine eingefunden. So ward das Wunderbarliche Gut in Hl. Kreuz wieder zur Anbetung ausgesetzt und "umso mehr verehrt als vorher seine Echtheit angefochten wurde". Das Wunderbarliche Gut stand gar bald wieder so hoch in Ehren, daß allein im Jahre 1510 vier Erzbischöfe, nämlich die von Mainz, Trier, Köln und Magdeburg und der Bischof von Bamberg anscheinend persönlich nach Augsburg kamen und zum Zeichen ihrer persönlichen Verehrung und Anerkennung des Wunderbarlichen Gutes die Verehrer desselben mit Ablässen bereicherten.
Aber der Frieden und die Ruhe dauerten nicht lange. Im Jahre 1537 mußte das Wunderbarliche Gut infolge des "Neuerungs- und Empörergeistes der Reformatoren" aus Augsburg geflüchtet werden. Der Augsburger Bischof Christoph von Stadion, wanderte mit seinem Klerus im Januar 1537 nach Dillingen aus, der damalige Propst von Hl. Kreuz, Christphorus Gail, aber begab sich mit seinem Konvent zuerst in die katholisch gebliebene Stadt Landsberg a/Lech, in deren Umgebung das Kloster von Hl. Kreuz einigen Besitz hatte. Der Propst nahm auf seiner Flucht den kostbaren Schatz seiner Kirche, das Wunderbarliche Gut, mit, begab sich aber mit seinen Chorherrn und dem Wunderbarlichen Gut 1538 auch nach Dillingen, wo die hl. Hostie in der Stadtpfarrkriche St. Peter aufbewahrt und des öfteren zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt wurde. Nachdem der Augsburger Bischof 1543 plötzlich gestorben war, folgte ihm im Mai desselben Jahres der päpstliche Kämmerer und Nuntius auf dem Nürnberger Reichstag, Otto Truchseß von Waldburg, auf dem Augsburger Bischofsstuhl nach. Auch er gestattete wie sein Vorgänger, obwohl "beide geschworene Feinde aller Irrlehren, Mißbräuche und jeglichen Aberglaubens waren", die Anbetung des Wunderbarlichen Gutes in Dillingen. Die Verbannung des Augsburger Klerus und damit auch des Wunderbarlichen Gutes dauerte mehr als 11 Jahre. Erst im August 1548 mußte auf Befehl Kaiser Karls V. der vertriebene Klerus in Augsburg wieder aufgenommen und sein Eigentum zurückerstattet werden. Auch der neue Propst Bernhard Werlin nahm wieder Besitz von Kirche und Kloster Hl. Kreuz und ließ das Wunderbarliche Gut unter dem Jubel der katholisch gebliebenen Bevölkerung wie vordem öffentlich zur Anbetung aussetzen. Bis zum Jahre 1632 blieb es so an seiner alten Gnadenstätte aufbewahrt. Am 20. April dieses Jahres fiel jedoch Ausburg in die Hände der Schweden. Am 7. April war der Propst von Hl. Kreuz, Johannes Schall, mit dem Wunderbarlichen Gut schon geflüchtet, diesmal nach dem Augustiner-Chroherrenkloster Herrenchiemsee, wo die wunderbarliche Hostie überaus feierlich empfangen ward. Während der drei Jahre des dortigen Aufenthaltes wurde sie mit Gutheißung des Erzbischofs von Salzburg und des Bischofs von Chiemsee durch öffentliche Anbetung, Gottesdienste und zu ihrer Ehre veranstaltete Prozessionen gefeiert. Nachdem Augsburg durch die kaiserlichen Truppen aus den Händen der Schweden befreit war, kam auch das Wunderbarliche Gut wieder in seine Stadt zurück. Es muß ein unerhörter Triuphzug gewesen sein, in dem es 1635 über Wasserburg, Rosenheim, München und von dort aus unter dem Ehrengeleit der Münchener Bürger nach Augsburg zurückkehrte. Die Augsburger waren ihm, an der Spitze Weihbischof Sebastian Müller und eine Abteilung kaiserlicher Reiter mit dem von 6 Pferden gezogenen Galawagen des kaiserlichen Stadtkommandaten, Grafen Otto Heinrich von Fugger, auf der Friedberger Straße bis an den Lech entgegengezogen. Der Weihbischof nahm das Wunderbarliche Gut aus den Händen des Propstes in Empfang und trug es in feierlicher Prozession nach St. Ulrich, vor das Rathaus, in den Dom, wo überall der sakramentale Segen gegeben wurde, und schließlich nach Hl. Kreuz zurück und beendete mit einem feierlichen "Te Deum" und dem Schlußsegen die Rückkehr des Wunderbarlichen Gutes nach Hl. Kreuz am 10. Mai 1635.
1699 wurde unter dem Propst Felix Bröll das 5. Jubiläum des Wunderbarlichen Gutes mit "besonderer, nie gesehener Festlichkeit" und einer "prächtigen und glorreichen Generalprozession" gefeiert. Bischof Alexander Sigismund, Pfalzgraf von Neuburg, hatte für das Jubiläum von Papst Innozenz XII. einen vollkommenen Ablaß erwirkt. Durch diese anscheinend großartige Jubelfeier wurde die Verehrung des Wunderbarlichen Gutes für die Folgezeit sehr gefördert. Ein vollkommener Ablaß auf den 11. Mai war schon 1611 von Paul V. bewilligt und von Innozenz XI. auch für die zwei folgenden Tage bestätigt worden.
Im Jahre 1747 fand in Hl. Kreuz die in allen Kirchen gebräuchliche beischöfliche Visitation statt. Die beiden Visitatoren, Generalvikar Dr. Nikolaus Seitz und der Augustiner-Chorherr aus Polling und bischöfliche Hoftheologe Eusebius Amort, fanden bei der Besichtigung des Wunderbarlichen Gutes die hl. Hostie selbst zwar unverletzt und unverwesen vor, aber an der Kristallkapsel fehlte das bischöfliche Siegel, das wahrscheinlich bei der zweimaligen Flüchtung Schaden gelitten hatte und dann abgefallen war. Daß es nicht erneuert wurde, solange noch Zeugen des Verlustes vorhanden waren, war eine unverantwortliche Nachlässigkeit der zuständigen Stellen und rächte sich jetzt auch durch den Argwohn eines vorgefallenen Betruges, der jedoch, falls ein solcher Betrug tatsächlich stattgefunden hätte, wohl durch ein nachgemachtes Siegel an der Kapsel verdeckt worden wäre. So aber wurde der Befund von den Visitatoren dem Bischof gemeldet, und das Wunderbarliche Gut noch vor dem 11. Mai in aller Stille zur bischöflichen Residenz gebracht. Bischof Joseph, Landgraf von Hessen-Darmstadt, der Generalvikar Seitz, der Kanonikus bei St. Moritz von Bassi und Propst Joh. Bapt. Danzer von Hl. Kreuz besahen sich die hl. Hostie, und sie "erschien" allen "wie Wachs", heißt es in einem Brief von Bassi's an den Chorherrn Armort vom 12. Mai 1747, und Bischof Joseph habe ausgerufen: "Wir sind verwirrt!" Die Folge dieser Verwirrung war, daß dem Wunderbarlichen Gut eine neukonsekrierte Hostie beigelegt und so die Prozession am 11. Mai abgehalten wurde. Am 3. Juli desselben Jahres fand jedoch eine genaue Untersuchung des Wunderbarlichen Gutes, die sich auf "die Natur der Hostie" bezog, durch Bischof Joseph, Generalvikar Seitz, Kanonikus von Bassi, den Professor der Theologie und Sonntagsprediger bei Hl. Kreuz Joh. Ev. Falk und den Chorherrn Amort von Polling, seines Faches Naturwissenschaftler, statt. In einer eigenen Abhandlung mit dem Titel: "Jesus zum zweiten Male verwandelt, d.i. die wirkliche Gegenwart unseres Herrn Jesu Christi in dem allerheiligsten wunderbaren Sakament zu Augsburg bei dem heiligen Kreuz durch die letzte am 3. Juli 1747 stattgefundene Untersuchung ganz klar endeckt und offen erwiesen..." berichtet der Augenzeuge J. E. Falk, die Untersuchung habe einwandfrei erwiesen, daß an dieser hl. Hostie alle für die wirkliche Gegenwart des Herrenleibes notwendig vorauszusetzenden Besandteile einer wahren Brotsgstalt vorhanden seien, und daß sie deshalb ein wahres Sakrament und der göttlichen Anbetung würdig ist. P. Jgnatius Kistler, der damalige Klosterchronist von Heilig Kreuz, aber schließt seinen Bericht über diese Untersuchung mit den Worten: "Es blieb das Wunderbarliche Gut in seinem Besitzstande, und die Verehrung der Anbetung ist dadurch mehr gehoben als vermindert worden." Zwei Jahre später - 1749 - ließ Bischof Joseph das 550. Jubiläum des Wunderbarlichen Gutes sehr feierlich begehen und erwirkte für die Jubiläumsoktav von Papst Benedikt XIV. die Verleihung eines vollkommenen Ablasses. Die sechste Jahrhundertfeier, die auf das Jahr 1799 traf und zu der Welzhofer sein oben erwähntes Buch schrieb, mußte wegen der herrschenden Kriegsunruhen auf das Jahr 1800 verlegt werden und wurde "in einer betrübten Zeit als Ermunterung des Volkes zur Buße, zur Andacht und zum Gebet" begangen. Tatsächlich rückten schon am 28. Mai 1800 die Franzosen in Augsburg ein, räumten aber die Stadt wieder, nachdem die auferlegten Kriegskontributionen, zu denen auch das Hl. Kreuzkloster 15'000 Gulden beisteuern mußte, bezahlt waren, um jedoch am 12. Juni, dem Fronleichnamsfest des Jahres 1800, von neuem die Stadt zu besetzen. Tags zuvor flüchtete man das Wunderbarliche Gut zuerst zum Klostergut nach Bachern, dann in das Karmeliterkloster nach München, und als die Franzosen am 28. Juni auch dort einzogen, nach St. Zeno bei Reichenhall und schließlich bis nach Saalfelden im Pinzgau. Nach drei Wochen brachte man es wieder nach Reichenhall zurück. Erst am 3. März 1801 früh 6 Uhr fand sich das Wunderbarliche Gut wieder in Augsburg Hl. Kreuz und wurde am 29. März nachts 12 Uhr öffentlich zum vierzigstündigen Gebet ausgesetzt. Kaum 2 Jahre später, am 25. Februar 1803, mußten die durch sechs Jahrhunderte getreuen Wächter des Wunderbarlichen Gutes, die Augustiner-Chorherren von Hl. Kreuz, laut Reichsdeputationshauptschluß Kirche und Kloster und auch ihren kostbarsten Schatz, das Wunderbarliche Gut, für immer verlassen. Der letzte Propst von Hl. Kreuz war Ludwig Zoeschinger von Burtenbach. Die Pfarrei Hl. Kreuz wurde 1810 eingezogen.
In sehr eindrucksvoller Weise wurde 1899 die siebte Jubelfeier des Wunderbarlichen Gutes in einer Art Volksmission begangen. Den Vormittags- und Abendpredigten war als Hauptthema zugrundegelegt: "Zurück zu Christus im hochwürdigsten Sakrament in festem Glauben und wahrer Bußgesinnung!" Sonderzüge brachten "riesige Volksmengen" aus Schwaben, Altbayern und Franken, aus Württemburg und Österreich zur altehrwürdigen Gnadensttätte bei Hl. Kreuz nach Augsburg. Eine 98jährige Greisin kam aus St. Gallen in der Schweiz nach 74 Jahren wieder nach Augsburg, um das Wunderbarliche Gut noch einmal zu sehen und zu verehren. Der "11. Tag Mai", der Christi Himmelsfahrtstag 1899, wurde mit Pontifikalamt und Jubiläumsprozession bei herrlichster Witterung und außerordentlicher Beteiligung der Gläubigen aus Stadt und Land gefeiert als ein Höhepunkt in der Geschichte der Verehrung des Wunderbarlichen Gutes.
Im Jahre 1932 wurde die Kustodie von Hl. Kreuz vom damaligen Hochwürdigsten Bischof von Augsburg, Exzellenz Dr. Josef Kumpfmüller, dem Dominkanerorden anvertraut, der schon von 1225 bis 1808 Kirche und Kloster am Predigerberg in Augsburg besessen hatte. Seitdem bemühten sich die Dominikanerpatres und Brüder um die Erhaltung und Förderung der Verehrung des Wunderbarlichen Gutes, und Hl. Kreuz erfreute sich eines stets anwachsenden Kirchenbesuchs, bis in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 auch unsere herrliche Kirche Hl. Kreuz dem furchtbaren Bombenangriff auf Augsburg zum Opfer fiel. Der Provinzial der süddeutschen Dominikaner, Dr. P. Marianus Vetter, der gerade in Augsburg weilte, brachte in dieser Nacht zwischen dem 1. und 2. Angriff das Wunderbarliche Gut in den Turm und nach dem 2. Angriff in die Kapelle des erhalten gebliebenen Klosters Hl. Kreuz. Um es jedoch vor weiteren Angriffen sicherzustellen, wurde das Wunderbarliche Gut nach Stotzard bei Affing verbracht, von wo es nur zur Wunderbarlich Gut-Oktav vom 10. bis 20. Mai und zum Liebesbundfest am 24. Juni 1944, die beide in der Hauskapelle des Klosters gefeiert werden mußten, nach Hl. Kreuz zurückgebracht wurde. Nach dem Liebesbundfest vertraute man die wunderbare Hostie jedoch - wegen der besseren Zugverbindung - den ehrw. Ursberger Schwestern in Kloster Holzen an, die das Wunderbarliche Gut während seines dortigen Aufenthaltes in zahlreichen Anbetungsstunden hochverehrten und sich auch heute noch mit dankbarer Freude dieses gnadenvollen Trostes in schwerster Zeit erinnern. Am 8. Mai 1945 wurde das kostbare Kleinod wieder nach Hl. Kreuz zurückgeholt. Hier wurde der öffentliche Gottesdienst auch weiterhin in der Hauskapelle des Klosters Ottmarsgäßchen 8 abgehalten. Erst im Advent 1945 war die frühere große Beichtsakristei der Hl. Kreuzkirche soweit hergestellt, daß das Wunderbarliche Gut dort einziehen konnte, wo es bis zur Fertigstellung des Kirchenbaues verehrt und angebetet werden soll. Auf besondere Anordnung S. Exz. des H. H. Bischofs von Augsburg muß auch jetzt bei der Aussetzung des Wunderbarlichen Gutes und beim sakramentalen Segen mit demselben der Hymnus "Pange lingua" mit folgender Sakraments-Oration gesungen werden.

Die Geschichte des Wunderbarlichen Gutes bei Hl. Kreuz in Augsburg - 1

Abbildung: Das Wunderbarliche Gut in seinem herrlichen Ostensiorium. In der Hostenkapsel ist oben die blutrote hl. Hostie, darunter die weiße Wachshülle sichtbar.

Die Geschichte des Wunderbarlichen Gutes ist eine sehr ruhmvolle. Sie läßt sich von der heutigen Zeit bis zu ihrem Ursprung hinauf mühelos und ohne Unterbrechung zurückverfolgen an Hand der vielen Zeugnisse in Büchern und Schriften, in Tatsachenberichten und Urkunden. Aus der immerhin bedeutenden Literatur sind heute noch die beiden zuletzt erschienenen Abhandlungen über das Wunderbarliche Gut, die eine von Leopold Riedmüller: "Geschichte des Wunderbarlichen Gutes in der Dominikaner- und Wallfahrtskirche zum Heiligen Kreuz in Augsburg" Augusburg 1938, Buchhandlung M. Seitz, die in 1. Auflage 1899 zum 700jährigen Jubiläum des Wunderbarlichen Gutes erschienen ist, und die andere von Jos. Karl Oblinger "Das Wunderbarliche Gut bei Hl. Kreuz in Augsburg, verherrlicht durch die Kunst von acht Jahrhunderten", eine Festschrift zum 200jährigen Jubiläum des Freiwilligen Liebesbundes zu Ehren des Wunderbarlichen Gutes, Augsburg (1927) bei Haas & Grabherr, weit verbreitet. Beiden Büchlein zugrunde liegt aber die begeisterte und überzeugende Verteidigungsschrift von Siegismund Welzhofer, dem Regularchorherrn und Prediger bei Hl. Kreuz: "Die wesentliche Gegenwart Jesu Christi in der wunderthätigen heiligen Hostie, sogenannten wunderbarlichen Gute, beym Hl. Kreuze in Augsburg, in einer historischtheologischen Zeitschrift auf das sechste Säkularjahr der nämlichen wunderthätigen Hostie den Unwissenden erklärt, den Zweifelnden erörtert, den von Vorurtheilen eingenommenen hartnäckigen Widersprechern bis zur Überzeugung dargestellt und mit XXIV Beylagen beurkundet" gedruckt mit Röslschen Schriften 1799. Das eigentliche Anliegen dieses kleinen Werkes ist der Nachweis der wesentlichen Gegenwart Jesu Christi im Wunderbarlichen Gut zu Hl. Kreuz, der besonders aus der fast ununterbrochenen oberhirtlichen Anerkennung der göttlichen Verehrung des Wunderbarlichen Gutes von Seiten des Klerus und des Volkes und aus den vielen Wunderzeichen, die auf Grund dieser Verehrung geschahen, geführt wird. Welzhofer, der die ganze damals vorhandene Literatur über diesen Gegenstand benutzt und in seiner Schrift verarbeitet hat, wendet dabei die für einen solchen Nachweis einzig mögliche historische Methode an und stützt sich immer und überall auf unzweifelhaft authentische Urkunden, die ihm zu seiner Zeit noch zum größten Teil, - ein beträchtlicher Teil war bei dem großen Brand des Hl. Kreuzklosters 1314 mitverbrannt, - zur Verfügung standen. Die eben genannten Abhandlungen über das Wunderbarliche Gut benutzen wir in der Hauptsache als Vorlage für diese Festschrift.

Die Geschichte des Wunderbarlichen Gutes aber ist folgende:

Eine Augsburger Frau hatte im Jahre 1194 gleich nach dem Empfang des allerheiligsten Altarsakramentes die hl. Hostie heimlich aus dem Mund genommmen und in Wachs eingeschlossen zu Hause 5 Jahre lang aufbewahrt. Ob des furchtbaren Gottesraubes von Gewissensbissen gequält, beichtete sie im Mai 1199 ihre unselige Tat dem Chorherrn und damaligen Propst von Hl. Kreuz, Berthold, und übergab ihm freiwillig die in Wachs eingeschlossene Hostie. Probst Berthold, "maßen seiner Einsicht und Rechtschaffenheit von jeher berühmt und als der frömmste, von Sitten und Verdiensten bewährteste Mann und wahrer Priester gepriesen", öffnete das Wachs ein wenig am Rande und fand die hl. Hostie auf wunderbare Weise verändert. Sie zeigte sich "in dünner, fleischförmiger und einem roten Faden ähnlicher Gestalt". Das Wachs von beiden Seiten ablösend fand der Probst den Leib des Herrn "gleichsam in zwei Teile gepalten, aber mit einigen Äderchen wie mit Banden zusammenhängend". Voll Erstaunen über das Geschaute, aber auch mit kritischer Zurückhaltung ging er mit sich zu Rate, "ob er die ganze Sache unterdrücken und in ein ewiges Stillschweigen einhüllen oder an die Öffentlichkeit bringen sollte." Auf den Rat seiner Kapitulare aber berichtete er gewissenhaft den Vorfall dem damaligen Augsburger Bischof Udalskalk, der sofort die ganze Angelegenheit überprüfte und "nach reifbeschehener Überlegung" die wieder in das Wachs eingeschlossene Hostie "unter Beteiligung der Geistlichkeit und des ganzen Volkes mit größter Ehrerbietung" in die Domkirche übertragen ließ. Dort geschah es dann, daß die zur Verehrung ausgesetzte hl. Hostie unter der Wachshülle von Ostern bis zum Fest des hl. Johannes des Täufes "vorzüglich während der hl. Messe vor den Augen aller so stark wuchs und anschwoll, daß sich das Wachs von selbst völlig ablöste". Beide Teile, die blurote hl. Hostie und das Wachs gesondert, schloß der Bischof in ein Kristallgefäß ein und ließ, "eines gar großen Wunders sicher", die hl. Hostie in feierlicher Prozession nach Hl. Kreuz zurückbringen, wo sie nunmehr als das "Wunderbarliche Gut" seit Jahrhunderten schon verehrt und angebetet wird.
"Zum Gedächtnis einer so außerordentlichen und denkwürdigen Tatsache" wurde in Hl. Kreuz ein besonderes "Fest des Wunderbarlichen Gutes" mit eigenem Meßformular, Chorgesang und die Chorherren von Hl. Kreuz verpflichtenden eucharistischen Tagzeiten - jeweils für den 11. Mai jeden Jahres - angeordnet und durch ein besonderes bischöfliches Dekret vom 15. Mai 1199 Hl. Kreuz zur Pfarrkirche erhoben. Das Fest des Wunderbarlichen Gutes am 11. Mai wurde seit dem 13. Jahrhundert auch in der Kollegiatskirche St. Moritz, seit 1485 in der Klosterkirche St. Georg, vom Jahre 1496 ab in der Domkirche und seit 1639 in der ganzen Diözese Augsburg eingeführt und gefeiert.
"Allenthalben redete man von der neuerrichteten Pfarrkirche, aber noch mehr von der Ursache ihrer Erhebung. Die Andacht begann, das Vertrauen wuchs, Besuchung und Anbetung wurden häufig wiederholt", berichet Welzhofer weiter in der Geschichte des Wunderbarlichen Gutes. Es waren vor allem die wunderbaren Krankenheilungen, die so gewaltig auf die Gläubigen einwirkten, daß die Gelübde, Wallfahrten und Opferspenden immer zahlreicher und größer wurden. In den nächsten Jahren wuchs die Zahl der Wallfahrer nach Hl. Kreuz schon auf jährlich über 30'000 an. "Der Ruf unserer hl. Hostie durchflog nämlich allmählich auch die benachbarten Provinzen und besonders die gegen Osten gelegenen Bistümer." Die Bischöfe von Salzburg, Regensburg, Passau, Gurk, Seckau und Lavant kamen im Laufe der Jahre nach Hl. Kreuz in Augsburg, um das Wunderbarliche Gut zu sehen und zu verehren und verliehen nach Gutheißung des Augsburger Bischofs nach damaligem Brauch Ablässe für den 11. Mai und für andere Tage des Kirchenjahres, besonders für das Osterfest, "als gültig für alle künftige Zeiten". Ebenso verlieh der päpstliche Kardinallegat Markus, der im Mai 1474 in Augsburg weilte, allen Besuchern von Hl. Kreuz am 11. Mai einen Ablaß von 100 Tagen. "Alles erkannte, alles glaubte, alles benedeite den Wundergott, das wunderbare Sakrament, das wunderbarliche Gut!" - ruft Welzhofer begeistert aus.

Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts wird auch von keinem Zweifel oder Widerspruch gegen das Wunderbarliche Gut berichet. Da setzte kirchlicherseits, namentlich durch Nikolaus von Cues, der von 1450 - 1452 Deutschland und die Niederlande als päpstlicher Legat und Kreuzzugsprediger gegen die Türken bereiste, auch eine gründliche Reform der kirchlichen Zustände ein. Nikolaus von Cues hatte es vor allem auf die zahlreichen Wallfahrtsorte abgeseheh wo bei der vielfach ungesunden Frömmigkeit und Wundersucht jener Zeit viel Mißbrauch mit unechten, gefälschten oder fragwürdigen Reliquien und auch mit Bluthostien, deren es im deutschen Sprachgebiet allein damals gegen 100 gab, getrieben wurde. Solche an bestimmte Brotsgestalten gebundene Hostienlegenden traten, besonders auch in Südbayern, gerade gegen 1200, also zur Entstehungszeit auch der Wallfahrt zum Wunderbarlichen Gut in Augsburg Hl. Kreuz, auf und erreichten um 1300 ihren Höhepunkt. Historsich gehen diese Hostienlegenden zurück auf das sog. "Erbärmdebild", ein wohl schon aus dem Orient stammendes, im Zusammenhang mit der deutschen Mystik sehr beliebt gewordenes Bildmotiv, Christus darstellend als Schmerzensmann, mit Dornenkrone und Mantel oder Lendenschurz, - u. zw. nachweislich schon verbunden mit der Idee eines eucharistischen Verwandlungswunders, wie Christus auch schon Papst Gregor d. Gr. (590-604) bei der Feier der hl. Messe erschienen sein soll. Eine solche Darstellung "Christi in der Erbärmde", des dorngekrönten Leidensmannes und Kelterteters, findet sich auch in dem für das Wunderbarliche Gut in Hl. Kreuz eigens verfertigten und im Laufe der Jahrhunderte immer weiter ausgebauten, äußerst kunst- und wertvollen Ostensorium, u. zw. unter der Kreuzblume des von dem Augsburger Goldschmied Jörg Seld (1454-1527) verfertigten Ostensoriumtürchens.
Es wird nun nichts berichtet, ob der päpstliche Legat seiner Zeit auch in Augsburg Hl. Kreuz gewesen ist. Zu Wilsnack in der Mark Brandenburg, wo zwei blutende Hostien durch große Wallfahrten verehrt wurden, trat er jedenfalls, - wenn auch umsonst, gegen diese Verehrung auf, weil er einen Betrug dahinter sah. Im übrigen hielt Nikolaus von Cues mehrere Synoden zur Abstellung solcher kirchlichen Mißbräuche ab, so 1451 eine Provinzialsynode zu Mainz, an der auch der damalige Bischof von Augsburg, Kardinal Petrus von Schaumburg, teilnahm. Diese Synode verfügte die Beseitigung "der veränderten Hostien und geröteten Linnen". Damit waren offenbar solche "Heiligtümer" gemeint, deren Echtheit nicht, oder doch nicht sicher, nachgewiesen werden konnte. Auf das Wunerbarliche Gut in Hl. Kreuz zu Augsburg wurde jedenfalls dieser Beschluß vom Augsburger Bischof, der die Anordnungen der Mainzer Synode in einer eigenen Diözesansynode zu Augsburg am 10. Mai 1452 zu halten befahl, nicht angewandt. Er erteilte vielmehr am 4. Okt. 1456 den Besuchern der Hl. Kreuzkirche für bestimmte Feste einen Ablaß von 100 Tagen. Trotzdem erhoben sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts erfolgreiche Widersprüche gegen die Echtheit des Wunderbarlichen Gutes, zunächst von mehr privater Seite, indem anscheinend durch Hetzblätter gegen die Verehrung der hl. Hostie in Hl. Kreuz angegangen wurde. (Der Chronist schreibt, daß "unbekannte Leute bald auf diese, bald auf jene Bank einen Wisch hinwarfen, der einen üblen Geruch von sich gab".) Wie eine "Krebskrankheit" fraß dieser Widerspruch allmählich weiter um sich. "Das Heiligtum begann zu schwinden", steht klagend in den Klosterannalen geschrieben, "wurde nur mehr für eine Reliquie gehalten und nicht mehr 'Sakrament', sondern nur noch 'Heilig Gut' genannt." Anscheinend wurde damals schon das Wunderbarliche Gut zu den Reliquien in den Kirchenschatz von Hl. Kreuz getan. Der Augsburger Bischof Friedrich II. von Zollern berief jedoch 1486 seinen berühmten Lehrer, Dr. Geiler von Kaisersberg von Straßburg nach Augsburg, um dessen Urteil über den vorliegenden Streitfall zu hören. Geiler predigte, wahrscheinlich 1489, in Augsburg über das Wunderbarliche Gut und empfahl, an der wirklichen Gegenwart Christi in der wunderbaren Hostie festzuhalten. Infolgedessen gestattete Bischof Freidrich wieder die Anbetung derselben. Bald darauf brach jedoch "ein Sturmwetter los, welches gräßlich zu brausen anfing". Der Chorvikar und damalige Domprediger Benhard Stunz hielt im Jahre 1491 während der Fronleichnamsoktav die üblichen Abendpredigten im Hohen Dom. "Er stellte sich", schreibt der Chronist, "an die Spitze der Pharisäer und predigte auf den Dächern ,was man insgeheim schon abgedroschen hatte". Stunz behauptete nämlich in der Freitagabendpredigt, es seien nur Gedichte, Fabeln und Altweibermärchen, was sich mit dieser Hostie zugetragen haben soll. Keinesfalls dürfe man sie zur Anbetung aussetzen, weil Christus in ihr nicht gegenwärtig sei. Derartige Behauptungen brachte er auch an den folgenden Abenden auf der Domkanzel vor. Das Volk geriet in große Aufregung, viele begannen an der Echtheit des Wunderbarlichen Gutes wieder zu zweifeln, die meisten aber blieben standhaft. Der damalige Propst von Hl. Kreuz, Vitus Fackler, machte eine gerichtliche Anzeige beim Augsburger Bischof und bat um Untersuchung des Wunderbarlichen Gutes. Stunz wurde als Domprediger abgesetzt und aus der Stadt verwiesen. Aber auch das Wunderbarliche Gut durfte bis auf weiteres nicht mehr zur öffentlichen Anbetung ausgesetzt werden, sondern wurde, in eine hölzerne Kapsel verschlossen, abermals bei den übrigen Reliquien von Hl. Kreuz verwahrt. Bischof Friedrich hatte schon eine Untersuchung des Wunderbarlichen Gutes veranlaßt, als 1492 der päpstliche Legat und Inquisitor Dr. Heinrich Institoris aus dem Dominikanerorden in Augsburg eintraf. Dieser interessierte sich sofort - schon als Inquisitor - für die wunderbare Hosite und war willens, ihre Echtheit oder Unechtheit nach menschenmöglichem Wissen und Können festzustellen. Zunächst reiste er nach Ingolstadt, um an der dortigen Universität das Urteil und ein Gutachten der theologischen Fakultät einzuholen. Da die Ingolstädter Theologen für die Verehrung des Wunderbarlichen Gutes entschieden, setzte sich auch Heinrich Institoris 1493 in 36 Predigten zuerst in Hl. Kreuz, dann im Dom und schließlich - wegen des anwesenden Zulaufs der Gläubigen - auf dem Fronhof "ebenso eifrig als bündig" für die Anbetung des Wunderbarlichen Gutes ein. Zur selben Zeit hatte aber der ehemalige Domprediger Bernhard Stunz auf die Bitten seiner Freunde wieder nach Augsburg zurückkehren dürfen. Er nahm den Kampf gegen die Anbetung des Wunderbarlichen Gutes von neuem auf, wenn auch ohne großen Erfolg.
Der päpstliche Legat Heinrich Institoris verfaßte neben seinen Predigten 1493 eine wissenschaftliche Abhandlung mit dem Titel: "Bekämpfung des Irrtums, daß das allerheiligste Sakrament, sobald in ihm die Hostie in Bluts- oder Fleischesgestalt oder in ein Bild verändert erscheint, kein wahres Sakrament mehr sei". Diese ziemlich weitläufige Schrift des Dominkanerlegaten ist die erste theologische Verteidigung der Echtheit des Wunderbarlichen Gutes gegen die vielen Anfechtungen und Widersprüche in jener Zeit. Sie sollte jedoch zusammen mit den 36 Predigten zu Ehren des Wunderbarlichen Gutes erst 1496 in Nürnberg gedruckt und herausgegeben werden. Um aber die Entscheidung nicht so lange hinauszuzögern, holte Bischof Friedrich 1494 ein weiteres Urteil und Gutachten für oder gegen die Anbetung des Wunderbarlichen Gutes bei der Universität Erfurt ein. Die Erfurter Theologen schlugen eine Untersuchung des Wunderbarlichen Gutes vor, mit dem Zweck festzustellen, ob dort die sakramentale Brotsgestalt noch vorhanden oder aber schon verwest sei. Im ersteren Falle müsse man das Wunderbarliche Gut wie jedes andere Altarsakrament mit göttlicher Verehrung anbeten. "Im Falle der Verwesung aber, sofern man nichts mehr von der vorigen Brots- oder Fleischesgestalt entdecken könne, als etwa nur einen zarten Staub oder eine schwache Farbe, die sich vielleicht an das Glas oder anderwo angehängt habe, sei es außer Zweifel, daß mit Aufhebung der Gestalt auch die Gegenwart des wahren Leibes Chisti aufgehört habe, mithin auch die göttliche Anbetung aufhören müsse. In einem solchen Falle könnten derlei vermoderte Gestalten dem Volke noch als heilige Überbleibsel mit der Verkündigung der ehevor geschehenen Wunderwerke gezeiget werden".
So fand denn zum ersten Male 1494 eine genaue Untersuchung des Wunderbarlichen Gutes durch Bischof Friedrich von Augsburg unter Zuziehung seiner Geistlichen Räte statt. Die Untersuchungskommission fand das von Bischof Udalskalk angebrachte Siegel an dem verschlossenen Kristallgefäß unverletzt vor, was jeglichen nachträglichen Betrug ausschloß. Dann stellte der Bischof einwandfrei fest, daß auch jetzt, nach fast 300 Jahren, nicht zarter Staub, noch eine schwache, an dem Glas hängende Farbe, sondern eine sehr dicke, fleisch- und blutähnliche Gestalt vorhanden sei. Damit bestand auch kein Hindernis mehr, die früher übliche Anbetung des Wunderbarlichen Gutes wieder zu gestatten. Der Bischof ließ am 10. Mai 1495 durch seinen Generalvikar Heinrich von Lichtenau dieses Ergebnis der Untersuchung im hohen Dome öffentlich verkünden. Tags darauf erklärte der bischöfliche Generalpoenitentiar Magnus Pirgmann in Hl. Kreuz in mehreren Predigten die Beschlüsse der Ingolstädter und Erfurter Universitäten und belehrte das Volk über die Art der Verehrung des Wunderbarlichen Gutes, daß es nämlich mit göttlicher Verehrung wie jedes andere Altarsakrament anzubeten sei. Der päpstliche Legat Institoris sprach am Vorabend des Fronleichnamsfestes über jeden, der dagegen Widerspruch erheben sollte, die dem Papst zu reservierende Exkommunikation aus. Dagegen sollte, wer persönlich keinen Glauben an das Wunderbarliche Gut aufbringen konnte, nicht als "Ketzer" bezeichnet werden dürfen. Bischof Friedrich selbst drohte in einem eigenen Hirtenschreiben vom 15. Januar 1496 jedem, der sich der bischöflichen Verordnung, das Wunderbarliche Gut sei wie das gewöhnliche Altarsakrament mit göttlicher Anbetung zu verehren, entweder in Predigten oder auf anderem Wege widersetzen würde, mit der Rache Gottes und mit strener Ahndung auch bischöflicherseits. Im selben Jahre wurde, wie schon erwähnt, das Fest des Wunderbarlichen Gutes auf Bitten des Propstes Vitus Fackler vom Domkapitel auch für die Domkirche zur Feier angenommen.

Das Wunderbarliche Gut bei Hl. Kreuz in Augsburg - Festschrift zum 750jährigen Jubiläum (1199 - 1949)

unseres Augsburger Stadtheiligtums von P. Thomas Aquinas Dillis O.P.

VORWORT

Augsburgs Stadtheiligtum, das Wunderbarliche Gut zu Hl. Kreuz, feiert in diesem Jahr 1949 sein 750. Jubiläum. Obwohl das Wunderbarliche Gut auch heute noch bei den Augsburger Katholiken in höchster Verehrung steht, würde sich dieses Jubiläum ganz anders gestalten als alle vorhergehenden, die nach den Chronisten "mit viel Glanz und Prunk und unter ungeheurer Beteiligung der Gläubigen aus Stadt und Land" gefeiert wurden. Glanz und Prunk können wir Heutigen auch zur Verherrlichung Gottes nicht mehr entfalten; denn wir sind durch zwei schreckliche Weltkriege in den Staub geworfen und ganz arm geworden. Nur mühsam vermögen wir uns aus den Trümmern unserer Zeit zu erheben, um Stein auf Stein zusammenzutragen zum Wiederaufbau unseres Lebensraumes. Lächerlich oder gar anmaßend mag es da anmuten, ein solches Jubiläum feiern zu wollen, zumal ja auch das Wunderbarliche Gut nur noch in der alten Beichtsakristei der zerstörten Hl. Kreuzkirche eine provisorische Zufluchtsstätte gefunden hat. Wohin also auch mit den vielen Leuten bei einer etwaigen "ungeheuren Beteiligung der Gläubigen aus Stadt und Land" an dieser 750. Jubelfeier? Wir müssen deshalb mit der äußeren Feier dieses Jubiläums warten, bis bessere Zeiten kommen, oder wenigstens bis in Hl. Kreuz der notwendige Kirchenraum geschaffen ist, der die zahlreichen Verehrer des Wunderbarlichen Gutes einigermaßen zu fassen vermag. Wie lange aber soll das Wunderbarliche Gut noch in dieser seiner Verborgenheit bleiben? Soll Hl. Kreuz auf Jahre hinaus nicht wiederhergestellt und wegen Geldmangels nicht weiter ausgebaut werden können? - Diese große äußere Sorge um ein würdiges Gotteshaus für das kostbarste Kleinod unserer Stadt und des ganzen Landes ist jedoch noch die geringere. Was alle äußere Not alles irdische Elend in unserer Zeit weit übertrifft, ist die innere Verarmung an Glaube, Hoffnung und rechter Liebe, die Angst und das Entsetzen vor kommenden, noch ärgeren Dingen, - eine ganz natürliche Folge der Entgottung und Verweltlichung aller Menschheitsideale und Lebenswerte. Der menschliche Geist ist heute bis an die äußersten Grenzen der Schöpfung vor- und vielleicht schon sogar darüber hinaus in ihre tiefsten Geheimnisse eingedrungen und hat voll Stolz darauf den ehrfurchtvollen Sinn der Anbetung dem wunderbaren Geheimnis gegenüber verloren. Auch das Wunderbarliche Gut ist so für den heutigen Menschen gerade in dem, was es "wunderbarlich" macht, scheinbar kein Gegenstand der Vehehrung mehr. Und doch könnte eben dieses "Wunderbarliche Gut" in unserer Zeit die Sendung zu erfüllen haben, uns wieder den Sinn für das Geheimnis und das Wunder zurückzugeben, indem wir uns voll Demut gläubig beugen vor dieser besonderen Offenbarungsform des im allerheiligsten Altarsakrament gegenwärtigen Gottes. So könnte dann auch vielleicht das Wunder geschehen, daß wir im Vertrauen auf Gottes Allmacht und Güte, die hier sichtbar zutage treten, die Angst und das Entsetzen überwinden und hoffnungsvoller in die Zukunft blicken, weil Gott jeden, der an Ihn glaubt und auf Ihn hofft, aus Not und Elend, ja sogar aus Sünde und Verzweiflung zur rechten Zeit erhöht (1. Petr. 5,6).
Der Sinn und der Zweck dieser bescheidenen Festschrift ist also ein doppelter. Sie soll vor allem die Liebe und Verehrung zum Wunderbarlichen Gut in Hl. Kreuz festigen und fördern, wo sie noch vorhanden, wieder aufleben lassen und neu entfachen, wo sie nur noch glimmen oder schon erloschen sind, ganz neu aber dort entzünden, wohin noch keine Kunde davon gelangt ist. Zu diesem Zweck stellen wir im Folgenden kurz die Geschichte des Wunderbarlichen Gutes, die Art seiner Verehrung und seine wundertätige Wirksamkeit dar. Dann aber sollen sich diese Liebe und Verehrung zum Wunderbarlichen Gut auch darin äußern, daß wir alle nach besten Kräften helfen, die Kirche des Wunderbarlichen Gutes wieder neu erstehen zu lassen. Deshalb soll in dieser Schrift auch getreu über den gegenwärtigen Stand des Wiederaufbaus der Dominikaner- und Wallfahrtskriche Hl. Kreuz berichtet werden.

Das wunderbarliche Gut bei Heilig Kreuz in Augsburg

Abbildung: Augsburg, Dominikaner- und Wallfahrtskirche Hl. Kreuz

Leserbrief an "DAS ZEICHEN MARIENS" von Frau Erna Deffner, Augsburg, vom Sonntag-Abend, 16. Februar 1992:

Grüß Gott, sehr geehrter Herr Sch.,
Während des Lesens im neuen "Zeichen Mariens" - Ausg. Febr. 92 kam mir der Gedanke, daß die "Geschichte über das wunderbarliche Gut" in der Heilig-Kreuz-Kirche zu Augsburg wert wäre, in Ihrer so geschätzten Zeitschrift zu erscheinen. Ich habe mich jetzt intensiver damit beschäftigt, die Festschrift von H. P. Thomas Aquinas Dillis O.P. (ein echter Dominikaner - wortgewaltig und sehr beliebt; leider in jüngeren Jahren schon seinem Kriegsleiden erlegen) ich kannte ihn persönlich, durchgelesen und festgestellt, welche Verehrung die heilige Hostie durch die ganzen Jahrhunderte genoß. Da kann man gut verstehen, daß die Gottesmutter am 13.10.91 bittet um die Zurückführung der alten Messe und der Kommunionbank im Rosenkranzgebet einzubringen. (Ich kenne dieses Werkzeug). Die paar Karten, die existieren, lege ich Ihnen bei, damit Sie sich ein Bild von dem heutigen Zustand machen können. Sie können alles behalten, ob Sie einen Beitrag befürworten oder nicht. Unsere Dom-Kirche, zur 2000-Jahrfeier 1985 neu hergeputzt, hat sämtliche Bischöfe an der Westseite in Bildern festgehalten. Ich suchte und fand, trotz großer Höhe, Bischof Udalkalkus, welcher das Wunder betätigte. Auch jenen Bischof Josef 1747 sah ich, welcher ausrief: "Wir sind verwirrt." (Es war während der sorgfältigen Untersuchung.)




Diese Geschichte auf Blatt 1 ist auf einer Steintafel festgehalten in der Mauer des Westgiebels eingelassen, welcher den Brand beim Fliegerangriff 1944 überstand. (Auch ein Wunder!)
Beigelegte Karte zeigt die Nüchternheit der heutigen Kirche mit dem Westgiebel, das schmiedeiserne Gitter (1744). Die Kreuzwegstationen sind erkennbar und unterhalb leicht zu sehen in der Mitte die steinerne Tafel. Eine andere Tafel beim Eingang hält noch fest die Fertigstellung der Kirche am 26. November 1949. Ein Auszug von der damaligen Schreibweise ist auf einer neueren Tafel zu lesen. "daß die Hostie und Wachs 3-4 fache gewachsen waren, den 28. Aprillen angefangen biß auf das Fest des H. Gottstäuffers Johannis. 1199".
Zur Zeit sind noch drei Dominikaner-Patres und ein Dominikaner-Bruder im Hl.-Kreuz-Kloster. "Das kostbare Gut" auch genannt ist jetzt in einer großen Monstranz gefaßt und wird täglich nach der 8h-Messe mit gesungenem Pangue Lingua ausgesetzt zur Verehrung bis zum Beginn der 9h-Messe. Alte und sehr hochbetagte Messebesucher, aber auch viele Schüler machen kurze Besuche. Es ist eine Oase der Ruhe in diesem Gotteshaus, ein Ort zum Beten. Daß sogar eine mehrstündige Sühnenacht mit 2 hl. Messen stattfinden durfte, ließ aufhorchen.

Vor 2 Jahren wurde der Turm neu renoviert und die einstige Zwiebelhaube aufgesetzt, jetzt strahlt er über die ganze Stadt. Leider gibts noch keine Aufnahme. Hauptsache das Rathaus ist überall drauf. Die Krippe und einige Bilder, wie die Aufnahme Mariens in den Himmel, waren im Angriff gerettet.
Meine Lehrzeit verbrachte ich vom 1. März 1946-49 einige Häuser davon in der Heiligkreuzstr. 30. Fast täglich war ich in der früheren Beichtkapelle zur hl. Messe. Daher auch eine besondere Beziehung. Heute besuchte ich die frühere Dominikaner-Kirche in der Dominikanergasse. Das Römische Museum befindet sich darin, es kommen immer neue Funde dazu, wird ja immer etwas abgerissen und neu bebaut.
Eine große 2 Hallenkirche. - Deckengemälde der 15 Rosenkranz-Geheimnisse. Die 12 Seitenkapellen mit Deckengemälde von den Hl. Aposteln. Welche Geschichte hat eine solche Stadt aufzuweisen, aber auch welchen Kampf um das höcshte Gut, unseren hl. katholischen Glauben.

GESCHICHTE DER WUNDERBARLICHEN GUTES

Im Jahre 1194 empfing eine Weibsperson in der Kirche zum heiligen Kreuz die heilige Kommunion, nahm heimlicher Weise die heilige Hostie aus dem Munde, behielt sie in Wachs verschlossen bei sich zu Hause, und brachte sie erst nach 5 Jahren, von ihrem Gewissen über ihre gottesräuberische That gestraft, dem damaligen Probste zum heiligen Kreuze, Berthold, zurück. - Als dieser das Wachs zu öffnen suchte, bemerkte er die Gestalten des Brodes in fleischähnlicher Farbe. Darüber erstaunt, berichtete er dem damaligen Bischofe von Augsburg, Udalskalk, welcher die wunderbarliche Hostie, noch in dem Wachs verschlossen, im feierlichen Umzuge in die Domkirche versetzte. - Während sie daselbst von Ostern bis zum Fest des heiligen Johann des Täufers aufbewahrt wurde, schwoll sie innerhalb des Wachses so an, daß dieses sich von selbst ablöste. Hierauf schloß Udalkalk die ganz in fleischrother Farbe erschienene, sonst aber ganz die Gestalt des Brods an sich tragende heilige Hostie und das Wachs, beide gesondert, in eine kristallene Kapsel ein, und brachte sie wieder in feierlicher Prozession zur Heilig-Kreuz-Kirche zurück, wo sie nach mehr als sechs Jahrhunderten unverwesen erhalten, in der fleischähnlichen Farbe, sonst aber nach einer im Jahre 1747 vorgenommenen sorgfältigen Untersuchung, noch ganz in den Gestalten des Brods, die zu dem heiligen Sakramente wesentlich gehören, sich befindet; durch Wunder und Gnaden verherrlicht. Verlöbniss im Jänner 1839.

Donnerstag, April 20, 2006

Das Gnadenbild von Altötting

Eine Privataufnahme von Ernst Tröndle, Hattingen-Immendingen, aus dem Jahre 1983, anläßlich einer Wallfahrt Posted by Picasa

Mittwoch, April 19, 2006

Der Gegeißelte Heiland auf der Wies

Votivbild um 1760 in der Pfarrkirche Rüthi SG, Schweiz

Im Jahre 1730 fertigten der Pater Magnus Straub und der Bruder Lukas Schwaiger im Prämonstratenserkloster Steingaden/Schongau, Obb. für die Karfreitagsprozession aus Teilen verschiedener Holzfiguren einen "Gegeißelten Heiland", überzogen die Gelenke mit Leinwand und bemalten sie. Die mit Blut und Wunden bedeckte Statue ließ man bald wieder beiseite. Seit 1734 stand sie vergessen auf dem Dachboden eines Wirtshauses in Steingaden. Am 4. März 1738 holte sich die Bäuerin Marie Lory das Bildnis auf ihren Hof in der Wies, der nahe bei Steingaden liegt, und verehrte es sehr hoch. Während des Abendgebetes am 14. Juni 1738 geschah das "Wunder in der Wies": man konnte im Antlitz des "Gegeißelten Herrn" Tränen feststellen. Das Tränenwunder war der Auftakt zu einer raschen und großen Wallfahrtsbewegung in die Wies, zog die Leute aus der näheren Umgebung an, bald auch aus großer Entfernung: Tirol, Schweiz, Mähren, Ungarn. Die kleine, 1740 erbaute Feldkapelle war bald zu klein, so daß der Abt von Steingaden dem Drängen des gläubigen Volkes nachgab und den Baumeister Dominikus Zimmermann von Landsberg mit dem Bau der großen Wallfahrtskirche beauftragte. Am 31.8.1749 wird der Chorraum eingeweiht und das Gnadenbild überführt. 1754 ist der Hauptraum vollendet und erstrahlt im wundersamen Glanz des Rokoko: ein würdiges Gehäuse für das bis heute so vielverehrte Gnadenbild des Geißelheilandes. Viele Pilger kamen aus allen Gegenden Europas zu diesem kostbaren Juwel. Sie nahmen nicht nur die Kunde von dem Gnadenort mit, sondern auch Andachtsbilder, Kopien des Gnadenbildes, die sie daheim zur privaten und öffentlichen Verehrung aufstellten. Ein solches Votivbild vom Heiland auf der Wies hängt in der Pfarrkirche St. Valentin, Rüthi (Rheintal), und gibt Zeugnis von dem weltweiten Vertrauen zu dem "göttlichen Wundarzt auf der Wies". Um 1760 ist es entstanden und dürfte mehr als 200 Jahre lang still geworben haben mit dem Wallfahrerlied aus Franken:
Wer auf Jesus baut, dem wird geholfen.

Dienstag, April 18, 2006

Die Verehrung der hl. Gertrud - 2

Zeugnisse ihrer großen Heiligkeit

Zu ihren Lebzeiten hat Gott vielen andern heiligen Seelen ihre erhabene Heiligkeit geoffenbart. Als einst die heilige Mechtildis für sie betete, hörte sie folgende Antwort: "Sie ist meine Taube ohne Galle; denn jede Süde wirft sie mit Abscheu wie Galle aus dem Herzen hinaus. Sie ist eine Lilie, die ich mich freue in den Händen zu tragen, weil es mir die höchste Wonne gewährt, mit einer keuschen, reinen Seele mich zu erfreuen. Sie ist meine lieblich duftende Rose, d. h. sie ist geduldig und dankt mir in Widerwärtigkeiten. Sie ist eine frühlingsfrische Blume, an der ich meine Augenweide habe; denn sie bewahrt in sich das Streben und Verlangen nach Tugenden und nach der gesamten Vollkommenheit. Sie ist ein klingender Ton in meinem Diademe, an welchem alle ihre Leiden für die Erlangung des Himmels wie goldene Glöcklein herabhängen."
Zu einer anderen Seele sagte der göttliche Heiland: "Von ihrer Kindheit an habe ich sie in meinen Armen getragen und gepflegt und unbefleckt bewahrt bis zu jener Stunde, da sie sich mit vollem und ganzem Willen mit mir vereinigt hat, und von da an habe ich mich wiederum mit der ganzen Kraft meiner Gottheit in ihre Arme gegeben. So groß ist meine Freude an dieser Seele, daß ich oftmals, wenn ich von andern Menschen beleidigt werde, ihr Herzensbedrängnis oder Kröperbeschwerden sende, die sie in Vereinigung mit meinem Leiden mit so großer Dankbarkeit und mit so vieler Geduld und Demut annimmt, daß ich sofort versöhnt, aus Liebe zu ihr Unzählige verschone."
Der göttliche Heiland zeigte einer andern Seele ein hellglänzendes, wunderbar geschmücktes Geschmeide, das er beständig zu Ehren seiner Braut auf dem Herzen trage und damit den ganzen himmlischen Hof erfreue; "denn es lebt heutzutage kein Mensch auf Erden, zu dem ich mich so hingeneigt habe wie zu ihr; es gibt heutzutage keine Seele, die alle erteilten göttlichen Gaben treuer und aufrichtiger auf meine Ehre und Verherrlichung bezieht als sie." Der Herr fügte noch hinzu: "Du findest mich an keinem Orte besser als im allerheiligsten Sakramente des Altares und im Herzen dieser meiner Braut."

Glorreicher Tod der heiligen Gertrud

Der göttliche Heiland sagte eines Tages zu ihr: "An einem Tage, an dem ich dich ganz an mich ziehe, werden die Berge, d. h. die Heiligen, von dieser Süßigkeit träufeln, weil dann zur Vermehrung deiner Seligkeit die Himmelsbewohner durch das ganze Weltall hin honigfließend werden und die Hügel, das sind die Erdenbewohner, werden von Milch und Honig strömen d. h. wegen deines Verdienstes mit dem Troste einer geistigen Gnade beschenkt werden." Sie hatte von der göttlichen Güte die Verheißung erhalten, daß in Wahrheit die göttliche Liebe alle ihre Kräfte verzehren werde, ferner, daß kein Tod über sie obsiegen solle, außer jene erhabene Macht der Liebe, welche auch im Sohne Gottes obsiegte und seine kostbare Seele von seinem zarten Leibe trennte. Viertens solle die Liebe ihr dienen, und alle jene, die ihr während ihrer Krankheit in Wort oder Werk einen Dienst in Leibe erweisen würden, sollten von der göttlichen Freigebigkeit dies zum Lohne empfangen, daß auch ihnen die Liebe Gottes in ihrer letzten Krankheit dienen müsse. Fünftens werde der Herr ihr eine so große Freude eingießen, wie sie nur irgend ein lebender Mensch empfangen könne. Sechstens werde in der Stunde ihre seligen Einschlafens eine große Menge von Sündern durch wahre Buße zu Gott bekehrt. Siebetens sollten zahllose Seelen in derselben Stunde von ihren Strafen befreit und deren Verdienst und Freude vermehrt werden, die zugleich mit ihr in das Reich der himmlischen Glorie eingehen würden. Ihr Tod wurde ihr im voraus gezeigt; sie sah, wie unzählige Scharen von Engeln und Heiligen mit Weihrauchfässern in den Händen sie abholten; es kamen die Patriarchen, Propheten, die Apostel, die Martyrer, die Jungfrauen und zuletzt selbst die unschuldigen Kindlein. Die bösen Geister wagten es nicht, ihr zu nahen; denn aus ihrem Munde stieg eine feurige Säule bis zum Glorienthron Gottes empor. Durch mannigfache Schmerzen und durch ein fast lebenlanges Siechtum ging sie der Vollendung entgegen. Es war am 14. November 1302, als die Heilige in Liebessehnsucht sich zum Ausgang aus diesem Leben anschickte. In trauer zerfließend umstanden die Schwestern ihr Sterbelager. Mehrere Umstehende sahen Jesus sichtbar bei ihr, begleitet von seiner heiligsten Mutter, dem Lieblingsjünger Johannes und einer Schar weißstrahlender Jungfrauen. Jesus nahm die gelöste Seele in sein geöffentes Herz auf und führte sie zum himmlischen Brautgemach empor, während Engelstimmen überaus lieblich sangen: "Komm, o Gebieterin, komm, dich erwarten die Wonnen des Paradieses." Wie im Leben, so wurde sie auch nach dem Tode durch Wunder verherrlicht.

(Fortsetzung folgt)

Die Verehrung der hl. Gertrud - 1

Das wunderbare Leben der heiligen Gertrud

Eine der größten und wunderbarsten Heiligen in der Kirche Gottes ist die heilige Getrud aus dem Orden des heiligen Benedikt. Die Kirche hat ihr den ruhmwürdigen Ehrentitel "die Große" beigelegt. Sie ist die Ehrenkrone und Prachtblume Deutschlands, die Lilie unter den heiligen Jungfrauen des glaubenskräftigen Mittelalters.
Die heilige Gertrud war die heilige Prophetin der Herz-Jesu-Andacht, eines feierlichen Kultus, den die Kirche vier Jahrhunderte später als einen Trost- und Gnadenboten für die letzten Zeiten eingesetzt hat. Wiederholt enthüllte ihr der göttliche Heiland sein heiligstes Herz, diesen Glutofen der Liebe, und empfing von ihr und durch ihre Vermittlung von vielen Söhnen und Töchtern des hl. Benedikt gewissermaßen die Erstlingsfrüchte jener Andacht, die seit ihrer Offenbarung durch die hl. Margareta Alacoque Millionen Christen so teuer geworden ist. Das besonders Merkwürdige aber ist, daß der göttliche Heiland ihr große Verheißungen gegeben hat für jene, welche sie vor und nach ihrem Tode verehren und lieben werden, ja, daß ihre Verehrung eine große Gnadenquelle sei. - Diese kleine Schrift soll den frommen Seelen diesen großen Stern zeigen und ihnen Liebe und Andacht zu dieser Heiligen einflößen. Der Versuch und die Erfahrung wird jede fromme Seele überzeugen, daß es ein Mittel ist, viele und große Gnaden vom heiligsten Herzen Jesu zu erlangen.

Gertrud entstammte einem edlen deutschen Geschlechte, welches ein großes Ansehen genoß. Sie erblickte das Licht der Welt am Feste der Erscheinung des Herrn, 6. Januar 1256. Es scheint, die göttliche Vorsehung habe durch dieses Zusammentreffen andeuten wollen, daß mit Getrud ein leuchtender Stern am Himmel der heiligen Kirche aufgehe. Kaum fünf Jahre alt, wurde sie schon den Benediktinerinnen von Rodersdorf zur Erziehung übergeben, wo sie wie eine weißschimmernde Lilie im Klostergarten aufwuchs und bald im Glanze aller Tugenden leuchtete. Als sie das hinreichende Alter hatte, berief sie der Himmel in den Benediktinerorden, damit sie voll des Heiligen Geistes werden sollte, den heiligen Benedikt zum leuchtenden Vorbild erhielt, der nach dem Ausspruch des heiligen Papstes Gregor des Großen, voll des Geistes aller Gerechten war. Und fürwahr blühten in der Dienerin Gottes nicht nur alle menschlichen Kenntisse auf, so daß die Gelehrtesten ihrer Zeit mit Bewunderung zu ihr aufblickten, sondern der Herr erfüllte sie zumal mit dem Geiste der himmlischen Weisheit und des Verstandes, verlieh ihr die Wissenschaft der Heiligen, krönte sie mit dem Diadem seiner reichsten und strahlenden Gnaden. Im 26. Lebensjahre erschien ihr der göttliche Heiland zum erstenmal, und von dieser Zeit an bis zum seligen Hingang verkehrte er von Angesicht zu Angesicht mit ihr. Er vermählte sich mit ihr mit sieben kostbaren Ringen, den Symbolen ihrer strahlenden Tugenden. Mit den Wundmalen Jesu Christi begnadigt, wurde sie gleich der heiligen Theresia, von der Hand ihres göttlichen Bräutigams mit dem goldenen Pfeil der Liebe verwundet. Sehr oft erschienen ihr die allerseligste Jungfrau Maria, der Liebesjünger Johannes, die heilige Magdalena, die Heiligen: Benediktus, Augustinus, Bernhardus, Agnes, Katharina und viele andere Heilige. Mit einem Worte, das Leben der heiligen Gertrud war ein wesentlich ekstatisches, übernatürliches und geheimnisvolles. Je größere Gnaden sie empfing, um so niedriger und verächtlicher wurde sie in ihren eigenen Augen; sie hielt es für das größte Wunder Gottes, daß die Erde sie, als das unwürdigste und sündhafteste Geschöpf noch trage. Diese demutsvolle Geringschätzung und Verachtung ihrer selbst, womit sie unausgesetzt in Nachtwachen, Fasten und Bußwerken sich übte, war die Quelle, aus welcher jene Ströme von Tränen flossen, die sie bei der Betrachtung des Leidens Jesu vergoß. Ihr Tugendglanz übte einen Zauber auf die ganze Umgebung aus und riß unwiderstehlich zur Bewunderung und Nachahmung hin. So glich in kurzer Zeit das Kloster Helfede einem heiligen, von Engeln im Fleische bewohnten Gotteshaus.

(Fortsetzung folgt)

Donnerstag, April 13, 2006

Dreimal wunderbare Mutter

Descendat Maria ut fiat Germania sancta Mariana
Steige, Maria, steige zur Erde, damit Deutschland heiliges Marienland werde.

Mittwoch, April 12, 2006

Missionsmadonna im Missionshaus St. Wendel


Bild von Matth. Schiestl
«Du, meine Mutter. Ich, Dein Kind»

Stabat Mater Dolorosa


Bild von M. Mink-Born

Als er todesbang - um deine Seele rang ...

Sonntag, April 09, 2006

Weihegebet der Diözese Rottenburg

Mutter unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus, Mutter aller Erlösten, Königin im Reiche Deines göttlichen Sohnes, Beschützerin der Kirche auf ihrer Pilgerfahrt durch die Jahrhunderte, unbefleckte Gottesbraut, Hoffnung derer, die keinen Ausweg wissen und schuldbeladen sind: Zu Dir nehmen wir unsere Zuflucht in dieser Stunde der Finsternis und erwählen dich heute feierlich und für immmer zu unserer Fürsprecherin bei Jesus, Deinem Sohne.
In Deine mütterliche Hut übergeben wir unseren Bischof N. N., die Priester der Diözese und das ganze heilige Volk Gottes, besonders unsere Jugend, unsere Kinder, die Kranken, die Sterbenden, die Versuchten, alle, die in Gefahr stehen, vom Weg des Heils abzuirren und ewig verloren zu gehen. Erflehe ihnen die Gnade, daß sie sehend werden und voll des Heiligen Geistes. Gib nicht zu, daß Christi Licht in den Getauften Finsternis werde und wir am Ende unseres Lebens dastehen, wie Bäume, die keine Frucht getragen. Rufe auf uns den Segen Deines göttlichen Sohnes herab. Laß unsere Hingabe an Dein heiliges unbeflecktes Herz in dieser Stunde der Weihe nicht ohne Antwort bleiben. Vereinige Deine so mächtige Fürsprache mit unseren schwachen Gebeten um einen gerechten, ehrenvollen Frieden. Kämpfe Du für die Freiheit unserer heiligen Kirche auf der ganzen Erde. Halte Deine Hand über unseren Heiligen Vater, Papst N. N. und hilf uns, Deinen Kindern, den Glauben treu zu bewahren, aus seinem Geiste zu leben und ihn vor aller Welt demütig und feudig zu bekennen. "Ihm aber, der uns bewahren kann, daß wir nicht zu Fall kommen und der uns ohne Sünde und mit Frohlocken vor sein herrliches Antlitz zu stellen vermag, dem alleinigen Gott, unserem Retter soll sein durch unseren Herrn Jesus Christus Ehre, Majestät, Macht undGewalt, vor aller Zeit und jetzt und in Ewigkeit." Amen.

Die Mutter Gottes in Altötting

Geh' zu Maria, arme Seele!
Ist Dir Dein Herz von Kummer schwer
Und, o mit Kindeseinfalt zähle
Ihr alle Deine Nöten her.
"Schau, liebe Mutter", mußt Du sagen,
"Schau, wie Dein Kind den Kreuzweg geht,
O reich mir Deine Hand zu tragen
Mein Kreuz in Demut ist Gebet!"

Andenken an die Wallfahrt nach Altötting 1900, Engelbert Barbarino, Kapuzinerberg. Verlag: Engelbert Barbarino.

Mittwoch, April 05, 2006

Gnadenbild der Wallfahrtskirche Maria Baumgärtle

Wallfahrergebet

Heilige Jungfrau, inmitten der Tage deiner Herrlichkeit vergiß nicht die Betrübnis der Erde. Schau voll Güte auf alle, die Leid tragen, auf alle, die mit Schwerem zu kämpfen haben, auf alle, die ohne Unterlaß die Bitterkeit des Lebens verkosten müssen. Habe Mitleid mit denen, die sich lieben und getrennt sind, habe Mitleid mit der Einsamkeit des Herzens, habe Mitleid mit der Schwäche unseres Glaubens, habe Mitleid mit denen, die wir lieben, habe Mitleid mit allen, die weinen, die flehen, mit denen, die zittern. Gib ihnen Hoffnung und Frieden.
(Hl. Ephräm der Syrer (4. Jhdt.)

Dienstag, April 04, 2006

Andenken an Maria Weyer

Gebet des hl. Johannes Damascenus

Ich grüße Dich, o Maria! Du Hoffnung der Christen! Nimm gnädig die Bitte eines Sünders an, der auf Dich alle Hoffnung seiner Seligkeit setzt. Dir, o Maria, verdanke ich das Leben. Du hast mir die Gnade Deines Sohnes wieder erlangt; durch Deine Vermittlung erwarte ich mein Heil. Nimm mich an zu Deinem Diener und bewahre mich unter Deinem Schutzmantel, o Mutter der Barmherzigkeit! Und weil Du so mächtig bist bei Gott, so befreie mich von allen Versuchungen. Von Dir hoffe ich einen seligen Tod. Amen.

Mit erzbischöflicher Approbation.

Quiz-Frage an unsere Besucher: Wo befindet sich diese Gnadenstätte?

Unsere Liebe Frau von Grüssau - Schlesien (jetzt: Krzeszow, Polen)

Gnadenbild aus dem 14. Jahrhundert (über dem Hochaltar der Abteikirche)

Flehruf zur Gottesmutter

Selige Gottesmutter Maria, Jungfrau immerdar, Tempel des Herrn, Weihestätte des Heiligen Geistes! In einzigartiger Weise hast du das Wohlgefallen unsres Herrn Jesus Christus gefunden! Stehe bei den Unglücklichen, tröste die Weinenden, bitte für das Volk, lege Fürsprache ein für die Priester, schütze die Schar der Mönche, flehe für das gottgeweihte Frauengeschlecht: laß alle deinen Beistand erfahren, die dich vor deinem Bilde andächtig verehren.

Andenken vom Zeiler Käppele

Gebet

O seligste Jungfrau! ich komme zu Dir an diesen Deinen Gnadenort, an dem Du oft den Kranken Gesundheit, den Betrübten Trost, den Verlassenen Hilfe, den Sündern Verzeihung und Gnade durch Deine Fürbitte erworben hast, und bitte Dich, auch mir zu helfen, jetzt und in der Stunde meines Absterbens. Amen.

Oberhirtliche Druckerlaubnis erteilt Bamberg, 12. Juni 1903, Maurer, Generalvikar - Alois Prabst, Zeil a. M.