Dienstag, April 18, 2006

Die Verehrung der hl. Gertrud - 1

Das wunderbare Leben der heiligen Gertrud

Eine der größten und wunderbarsten Heiligen in der Kirche Gottes ist die heilige Getrud aus dem Orden des heiligen Benedikt. Die Kirche hat ihr den ruhmwürdigen Ehrentitel "die Große" beigelegt. Sie ist die Ehrenkrone und Prachtblume Deutschlands, die Lilie unter den heiligen Jungfrauen des glaubenskräftigen Mittelalters.
Die heilige Gertrud war die heilige Prophetin der Herz-Jesu-Andacht, eines feierlichen Kultus, den die Kirche vier Jahrhunderte später als einen Trost- und Gnadenboten für die letzten Zeiten eingesetzt hat. Wiederholt enthüllte ihr der göttliche Heiland sein heiligstes Herz, diesen Glutofen der Liebe, und empfing von ihr und durch ihre Vermittlung von vielen Söhnen und Töchtern des hl. Benedikt gewissermaßen die Erstlingsfrüchte jener Andacht, die seit ihrer Offenbarung durch die hl. Margareta Alacoque Millionen Christen so teuer geworden ist. Das besonders Merkwürdige aber ist, daß der göttliche Heiland ihr große Verheißungen gegeben hat für jene, welche sie vor und nach ihrem Tode verehren und lieben werden, ja, daß ihre Verehrung eine große Gnadenquelle sei. - Diese kleine Schrift soll den frommen Seelen diesen großen Stern zeigen und ihnen Liebe und Andacht zu dieser Heiligen einflößen. Der Versuch und die Erfahrung wird jede fromme Seele überzeugen, daß es ein Mittel ist, viele und große Gnaden vom heiligsten Herzen Jesu zu erlangen.

Gertrud entstammte einem edlen deutschen Geschlechte, welches ein großes Ansehen genoß. Sie erblickte das Licht der Welt am Feste der Erscheinung des Herrn, 6. Januar 1256. Es scheint, die göttliche Vorsehung habe durch dieses Zusammentreffen andeuten wollen, daß mit Getrud ein leuchtender Stern am Himmel der heiligen Kirche aufgehe. Kaum fünf Jahre alt, wurde sie schon den Benediktinerinnen von Rodersdorf zur Erziehung übergeben, wo sie wie eine weißschimmernde Lilie im Klostergarten aufwuchs und bald im Glanze aller Tugenden leuchtete. Als sie das hinreichende Alter hatte, berief sie der Himmel in den Benediktinerorden, damit sie voll des Heiligen Geistes werden sollte, den heiligen Benedikt zum leuchtenden Vorbild erhielt, der nach dem Ausspruch des heiligen Papstes Gregor des Großen, voll des Geistes aller Gerechten war. Und fürwahr blühten in der Dienerin Gottes nicht nur alle menschlichen Kenntisse auf, so daß die Gelehrtesten ihrer Zeit mit Bewunderung zu ihr aufblickten, sondern der Herr erfüllte sie zumal mit dem Geiste der himmlischen Weisheit und des Verstandes, verlieh ihr die Wissenschaft der Heiligen, krönte sie mit dem Diadem seiner reichsten und strahlenden Gnaden. Im 26. Lebensjahre erschien ihr der göttliche Heiland zum erstenmal, und von dieser Zeit an bis zum seligen Hingang verkehrte er von Angesicht zu Angesicht mit ihr. Er vermählte sich mit ihr mit sieben kostbaren Ringen, den Symbolen ihrer strahlenden Tugenden. Mit den Wundmalen Jesu Christi begnadigt, wurde sie gleich der heiligen Theresia, von der Hand ihres göttlichen Bräutigams mit dem goldenen Pfeil der Liebe verwundet. Sehr oft erschienen ihr die allerseligste Jungfrau Maria, der Liebesjünger Johannes, die heilige Magdalena, die Heiligen: Benediktus, Augustinus, Bernhardus, Agnes, Katharina und viele andere Heilige. Mit einem Worte, das Leben der heiligen Gertrud war ein wesentlich ekstatisches, übernatürliches und geheimnisvolles. Je größere Gnaden sie empfing, um so niedriger und verächtlicher wurde sie in ihren eigenen Augen; sie hielt es für das größte Wunder Gottes, daß die Erde sie, als das unwürdigste und sündhafteste Geschöpf noch trage. Diese demutsvolle Geringschätzung und Verachtung ihrer selbst, womit sie unausgesetzt in Nachtwachen, Fasten und Bußwerken sich übte, war die Quelle, aus welcher jene Ströme von Tränen flossen, die sie bei der Betrachtung des Leidens Jesu vergoß. Ihr Tugendglanz übte einen Zauber auf die ganze Umgebung aus und riß unwiderstehlich zur Bewunderung und Nachahmung hin. So glich in kurzer Zeit das Kloster Helfede einem heiligen, von Engeln im Fleische bewohnten Gotteshaus.

(Fortsetzung folgt)

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