Geboren um 672 in England, gestorben am 4. Juni 754 bei Dokkum, Fest am 5. Juni
Alljährlich an seinem Feste versammeln sich die deutschen Bischöfe an seinem Grabe und fassen gleichsam unter seinen Augen die Entschlüsse, die sein Erbe wahren und pflegen sollen. Aber wenige schauen hin zu ihnen und gedenken des Mannes, der in Fulda begraben liegt und ohne dessen Leben und Tod sie doch den Aspekt ihres Lebens ganz und gar verändern müßten. Die Bekehrungstat des Bonifatius, um mehr als ein Jahrtausend zurückliegend, ist auch den Gläubigen nur mehr ein fernes Echo, eine sagenhafte Märe, ein fast gleichgültiges Ereignis, und die Versammlung der Bischöfe an seinem Grabe erscheint den meisten nur als eine schöne Geste dankbarer Erinnerung. So sehr hat Vergessenheit das Wirken dieses Mannes überwuchert.
Von seinem Leben kennt man gemeinhin nur zwei Daten: Höhepunkt und Ausgang, die Fällung der Thunar-Eiche und das blutige Ende unter den Äxten der Friesen. Danach könnte es scheinen, als sei Bonifatius als ein Eroberer gekommen und gefallen. Nein, hinter seinem Lebenswerk steht eine gewaltige Arbeitsleistung und eine Zähigkeit, wie sie den Angelsachsen eigentümlich ist. Er hatte eisenhartes Kernholz zu formen; das verlangte viel Schweiß und Mühe; manch anderer hätte vor dem Gelingen verzagt. Gewiß war er eine kühne, unternehmende Feldherrnnatur, aber damit ist sein Wesen nicht erschöpft. Die Schule Sankt Benedikts, die er in seiner Heimat genossen, hat ihn auch zum Lehrer und Bildner Germaniens gemacht.
Sein glühender Geist und die schweifende Unruhe, die ein anderer Ausdruck für den großzügigen Tatendrang des angelsächsischen Menschen ist, wird schon in knabenhaften Jahren sehnsüchtig den Erzählungen der vom Festland heimkehrenden Mönche gelauscht haben. Das Wikingerblut seiner Vorfahren begehrte auf ob der langwierigen Vorbereitung im Kloster, darin ein Tag wie der andere verging, indessen drüben über dem Meer die Opfer vor den Stierschädeln der heiligen Haine rauchten und ein großes Volk nicht einmal den Namen des Gekreuzigten kannte. Das peitschte ihn auf und weckte in ihm eine große Liebe zu den verlassenen Heiden jenseits des Rheinstromes. Dennoch aber stürmte er nicht vor der Zeit fort, sondern harrte in Demut des Tages, da man ihn entsandte. Schon ist sein Plan gefaßt, zuerst den stammverwandten Friesen das Evangelium zu predigen und allmählich tiefer in die Waldsümpfe des Binnenlandes einzudringen. Sein Tag ist fortan zwiegeteilt: einen Teil widmet er seinem Lehramt und den jungen Benediktinernovizen, den Rest und viele Stunden der Nacht verbringt er in heißem Flehen um die Gnade der Berufung zur Missionstätigkeit.
Lange läßt Gott ihn warten. Als Sechsundvierzigjähriger erst steht er vor dem römischen Papst Gregor und bittet ihn um den Segen Petri zu reichem Fischfang. Der Papst kann die außergewöhnliche Persönlichkeit dieses fremden Mönchs nicht verkennen, und Winfried widerfährt eine seltene Gnade: er empfängt aus der Hand des Papstes einen neuen Namen, Bonifatius, zum Zeichen, daß nun ein neues Leben für ihn beginnt, das in nichts mehr dem friedevollen Klosterleben zu vergleichen ist. Außerordentlich ernst ist auch der Wortlaut der päpstlichen Sendung. Wie ein fernes Wetterleuchten liegt in ihren Worten die künftige Gefahr: "Im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit und kraft der unerschütterlichen Autorität des heiligen Apostelfürsten Petrus, dessen Lehramt Wir vewalten und dessen Sitz Wir innehaben, bestimmen Wir das Ausmaß deiner Sendung und geben dir den Auftrag, alle Völker, die noch im Irrwahn des Unglaubens leben und die du mit Gottes Geleit erreichen kannst, dem Reich Gottes zu unterwerfen, indem du ihnen mit der Überzeugungskraft der Wahrheit den Namen unseres Herrn Jesus Christus einprägst." Dieser Brief ist Vollmacht und Legitimation für Bonifatius; die missionarische Arbeit kann ungesäumt beginnen.
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