Der folgende Artikel ist entnommen dem Buche: "MARIANUM - Legende von den lieben heiligen und gottseligen Dienern Unserer Lieben Frau und den berühmtesten Gnadenorten der hohen Himmels-Königin von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abensberg, 1872. Wir geben die Schreibweise unverändert wieder:
Das Gnadenbild, welches heut zu Tage in Werl von zahlreichen Andächtigen verehrt wird, befand sich in alter Zeit in der Stadt Soest, in der Pfarkirche zu Wiesen genannt. Damals schon hatten nicht bloß die Bewohner der Stadt, sondern auch die weite Umgegend in ihren Nöthen und Anliegen bei diesem Gnadenbilde Hilfe gesucht. Besonders groß aber wurde der Zulauf des Volkes durch eine wunderbare Begebenheit, welche sich mit dem edlen Junker von Schüren, der in den Jahren 1512 bis 1519 Bürgermeister der Stadt Soest gewesen, zugetragen.
Dieser Herr war schon sehr alt und konnte Alters halber nicht mehr zum Bürgermeister gewählt werden, da er nicht mehr recht zu gehen vermochte. Einmal hörte er, als er in seiner Schlafkammer zu Bette lag, eine Stimme, die also sprach: "Stehe auf, nimm das Bild U. L. Frau von der Wiesen und trage es nach Süstern zu dem Paradiese, dort soll man mir eine Hochmesse singen; darnach trage das Bild wieder nach Soest zurück in die Kirche zu der Wiese und stelle es an seinen Ort."
Der Bürgermeister gehorchte aber der Stimme nicht. Da hörte er ein anderes Mal dieselbe Stimme, darob er sehr erschrack. Er stand auf und ging zu seinem Beichtvater und fragte ihn, wie er sich bei dieser Sache wohl zu verhalten habe? Der gab ihm den Rath, er solle Weihwasser nehmen, wenn er zu Bette ginge, und sich damit besprengen. Sei die Sache etwas Gutes, so würde sich die Stimme schon deutlicher melden. Als nun der Bürgermeister so gethan, da hörte er die Stimme zum dritten Male und weckte ihn vom Schlafe auf. Wie er die Augen aufmachte, sah er ein Licht, heller als die Sonne, und in dem Lichte das nämliche Bild vor sich stehen, wie es in der Kirche zur Wiese stand, und sprach zu ihm: "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst nehmen das Frauenbild und es tragen zum Paradiese nach Süstern, wo man solle eine Messe singen, und dann sollst du das Bild wieder tragen nach Soest in die Kirche zur Wiese auf seine Stätte!" Darauf sprach der Bürgermeister: "O ich armer sündiger Mensch, wie soll ich so etwas thun, dessen ich gar nicht würdig bin, und welchen Weg soll ich gehen?" Da antwortete die Stimme: "Du sollst nehmen das Bild auf deinen Nacken und gehen gen Skt. Walburgisthor; da wirst du finden einen Hund, der dir den Weg zeigen wird."
Der Bürgermeister gehorchte, nahm das Bild auf seinen Rücken, und ging eine Strecke weit. Da kam er auf einen unbekannten Weg, ganz mit Dornen bewachsen, so daß ihm davor graute. Doch sieh, der Hund stand da, und leitete ihn so sicher, daß er keinen Schaden litt. Als er vor das Paradies kam, da verließ ihn der Hund; er ward darob sehr betrübt, weil er nicht wußte, wohin er sich fürder wenden und wie er wieder nach Hause kommen könne. Doch als die Hochmesse gesungen war, da fand er den Hund wieder vor dem Paradies, und leitete ihn ebenso nach Hause zur Skt. Walburgis-Pforte. Da sprach dieselbe Stimme zu ihm: "Dieses Umtragen meines Bildes soll alle Jahre den nächsten Sonntag nach U. L. Frauen Geburt geschehen". Als aber der Bürgermeister gestorben war, da achtete man nicht mehr auf den Befehl der Stimme, und das Umtragen des Bildes unterblieb.
Da begann zu Soest ein großes Sterben an der Pest, so daß man das Umtragen des Bildes sogleich wieder hielt mit großer Feier und das Sterben hörte alsbald auf. Von dieser Zeit an unterließ man die Prozession nicht mehr, wie die alten Schriften melden.
Als aber die Irrlehre Martin Luthers im Jahre 1531 auch nach Soest sich einschlich, und der größte Theil der Bürger vom heiligen katholischen Glauben abfiel, da hat auch die Andacht zu U. L. Frau abgenommen. Das heilige Bildniß, bei dem so mancher Sünder Thränen der Reue vergossen, so viele Betrübte und Unglückliche Trost und Hilfe gefunden, welches jährlich zur Verherrlichung der Gottesmutter in Prozession feierlich herumgetragen wurde, ward in einen dunkeln Winkel geworfen, und dort über 100 Jahre verborgen gehalten. Mit dieser Entehrung des heiligen Bildes gingen auch die Urkunden verloren von den Wundern, welche auf Fürbitte der Lieben Frau stattgefunden. Doch von denen, welche auf der dem Churfürsten von Köln überreichten Tafel verzeichnet standen, sind noch folgende bekannt:
Ein Junker, von einer schweren Krankheit behaftet, lag todtkrank darnieder. Seine Freunde verlobten ihn mit einem reichen Opfer zu U. L. Frau in der Pfarrkirche zur Wiese und er ward von Stund an gesund. Er selbst kam nachher nach Soest und vollzog dankbar sein Gelübde.
Zu Soest war ein Kind geboren, an welchem die Eltern drei Stunden lang kein Leben fanden. Sie riefen die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau an, verlobten das Kind zur Lieben Frau zur Wiese, und sobald sie das Gelübde gethan, athmete das Kind auf und ward frisch und gesund.
Ein Mann, der über sieben Jahre blind gewesen, that das Gelübde, Maria in ihrem wunderthätigen Bilde zu Soest zu besuchen, und seine Andacht dort zu verrichten. Wie er das Gelübde gemacht hat, ward er sehend. --
(Fortsetzung folgt)
Siehe auch: Auszüge aus dem Werler Mirakelbuch
Ferner: Wikipedia: Werl - Wallfahrt Werl - Wiesenkirche Soest
Dienstag, Februar 27, 2007
Unsere Liebe Frau zu Werl im Bistume Paderborn in Westphalen
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