Eindrucksvoll sind die Zeugnisse vergangener Herrlichkeit, die die reiche Geschichte der Wallfahrt von Eggerode bietet. Wie stark der Andrang war, ersieht man daraus, daß früher zeitweise über 20 Beichtstühle auf dem Pilgerplatz standen. Auch wird berichtet, daß die hl. Kommunion an einer langen Bank vor der Kirche und Kapelle ausgeteilt wurde. Es sind noch alte Kirchenrechnungen vorhanden, nach denen zehn Hilfsgeistliche besoldet wurden. Hunderte von Kerzen wurden infolge Platzmangels um die Gnadenkapelle in den Sand gesteckt und flackerten hier im Freien, so Mariens Lob verkündend. Eine Unmene Gold- und Silberangebinde, die auch heute noch so oft eintreffen, waren zu allen Zeiten stumme Zeugen und geben Kunde von den vielen Gebetserhörungen und Wunderheilungen die Gott auf die Fürbitte seiner Mutter zum Danke für die Verehrung bewirkt. Am 18. Oktober 1864 wurde der ganze Gold- und Silberschatz mitsamt den echtgoldenen Kronen und dem Zepter gestohlen von einem Dieb, der sich abends in die Kapelle einschließen ließ. Die jetzigen Kronen aus vergoldetem Silber sind wohl den ursprünglichen nachgebildet. Der Gold- und Silberschatz wurde wieder im Laufe der Jahre neu gestiftet. Krücken, Winden und andere Zeichen menschlicher Gebrechen wurden in Mengen von Erhörten zurückgelassen und lagen noch vor ca. 60 Jahren auf dem Boden der alten Schule und in der Sakristei. Zwei Paar Krücken zieren heute noch die Wände der Gnadenkapelle. Das linke Paar hat folgenden wohlverbürgte Geschichte, die hir folgen mag:
Das sechzehnjährige Mädel Gertrud Pommer, geboren zu Eggerode, wurde vom praktischen Arzt Dr. Vogt wegen skrofulösen Leidens am rechten Hüft- und Beingelenk vom 22. Juni 1849 bis zum 9. März 1850 im St.-Anna-Hospital in Darfeld behandelt, jedoch ohne Erfolg. Besonders blieb eine Kontraktur des Beingelenks in einem beinahe spitzen Winkel zurück, dessen Heilung nur durch eine chirurgische Operation, d. h. vermittels Durchschneidung der Sehnen eventuell möglich schien. Das Bein wäre dann aber steif geblieben. Die Patientin verweigerte diese hartnäckig und suchte ihre Heilung im Vertrauen auf Maria. Am 11. September 1850 begab sie sich gegen 2 Uhr nachmittags auf Krücken humpelnd, zur Wallfahrtskapelle in Eggerode und verrichtete hier vor dem Gnadenbilde "Unserer Lieben Frau vom Himmelreich" zum Zwecke der Wiedererlangung der Gesundheit ein andächtiges Gebet. Plötzlich empfand sie, ihrer glaubwürdigen Aussage nach, ein ganz wunderliches, dem Unwohlsein ähnliches Gefühl, so daß sie von anderen betenden Personen nach Hause gebracht werden mußte. Hier fühlte und bewies sie es auch am anderen Tage öffentlich, daß sie das rechte Knie wieder geradestrecken konnte. Am 4. April 1851 wurde sie wieder durch Dr. Vogt untersucht, und auch dieser stellte die erfolgte Heilung fest. Jetzt läuteten alle Glocken der Kirche und Kapelle und riefen die Kunde dieser wundersamen Heilung hinaus in die Lande.
Das andere Paar Krücken führt von der Arbeiterin Anna Süsing aus Metelen her, die ebenfalls in den sechziger Jahren in Eggerode wunderbar geheilt wurde.
Die Gnadenquelle, die ausging vom wundertätigen Bild zu Eggerode, hörte niemals auf. Immer und immer wieder trafen Berichte ein von wunderbaren Gebetserhörungen, und gerade in den letzten Jahen sind einige Fälle bedeutsamer Art bekanntgeworden, die deutlich zeigen, daß die Himmelsmutter den gläubigen Verehrern ihres Gnadenbildes in der Kapelle zu Eggerode helfen will und Bedrängten durch ihre Fürbitte am Throne ihres göttlichen Sohnes Erhörung verschafft.
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