Auch in späteren Jahrhunderten wird die Verehrung der Mutter Gottes wiederholt erwähnt. So in dem Visitationsprotokoll von 1656 mit den Worten: Es ist in Eggerode ein Bild der hl. Jungfrau Maria, welches als wundertätig verehrt und deren Kapelle wieder hergestellt wird.
Ferner weisen viele Stipendien hin auf das hohe Alter des gnadenreichen Bildes. Der Kopf der Mutter Gottes enthält eine versiegelte Silberkapsel, in der Reliquien vom Mittelfinger einer Hand und zwei Stückchen Stoff von einem Marienkleide enthalten sind.
Je dunkler die Herkunft ist, um so lebendiger hat die Sage ein wunderbares Netz um das Gnadenbild gewoben. Die bekanntesten mögen hier folgen: Eine alte Legende erzählt, daß das Gnadenbild auch hier aus einem alten Baumstamm gewachsen sei. Die Wurzel soll sich in der Tiefe des Marienbrunnens befinden. Eine andere Sage berichtet von einem vom Glauben abgefallenen Pastor, der das Bildnis um das Jahr 1580 in den Brunnen warf, bis die Haushälterin auf dem Sterbebette die Tat bekanntgab. Das Bild, das völlig unversehrt war, wurde zur Verehrung feierlichst wieder aufgestellt. Für die Wahrscheinlichkeit dieser Legende spricht die Tatsache, daß die Abtrünnigkeit des Pastors und die Versenkung des Gnadenbildes in den Brunnen am Fuße des Altars der alten, 1831 abgebrochenen Kapelle unter dem Verschlag des Altares verewigt war. Wie dem auch sei, daß das Gnadenbild, vielleicht in der Zeit der Bilderstürmung, im Brunnen lag, ist sicher. Das Brunnenwasser, welches auch durch den Fürstbischof Bernhard von Galen geweiht wurde, ist mit vielen Legenden verknüpft und wird auch heute noch von den Pilgern mit nach Hause genommen und ähnlich wie Lourdeswasser bei verschiedenen Übeln äußerlich angewandt. Es sei aber besonders bemerkt, daß ein Gebet, am besten eine neuntägige Andacht zu Ehren der Mutter Gottes, zur Erhörung der Anliegen damit verbunden sein muß. Das Wasser ist nur ein äußeres Zeichen. Auch wird behauptet, daß das Gnadenbild einen wundersamen, balsamartigen Geruch von sich gibt, der besonders beim Öffnen der Nische, in der es steht, bemerkbar ist. Wahrscheinlich geht dieser Duft von dem ausländischen orientalischen Holz aus. Nach anderen Legenden soll die Madonna, die in Prozessionen mitgeführt wurde, ihr Gesicht wie auch ihr Gewicht verändert haben. So habe sie zeitweise gelächelt, weshalb sie auch die schöne lächelnde Mutter Gottes genannt wurde. In neuerer Zeit entstand die Sage, daß die Madonna früher gestanden und sich später gesetzt habe. Diese Legende erklärt sich aus der Tatsache, daß die Statue früher mit seidenen Gewändern bekleidet war und man erst nach Entfernung der Stoffbekleidung die sitzende Stellung sah. Nach dem Abbruch der alten Kapelle im Jahre 1831 erschien, so behauptet eine Legende, die Mutter Gottes der Frau des damaligen Ortsvorstehers und verlangte den Bau einer neuen Gnadenkapelle. Darauf bestürmte die Gemahlin des Ortsvorstehers ihren Mann, mit dem Kirchenvorstand nach Kevelaer zu fahren, und man baute nach dem Muster von Kevelaer die jetzige Gnadenkapelle. Eine der schönsten Legenden knüpft sich an die Prozession am Sonntag nach Maria Namenfest an: In alten Zeiten, wohl als Eggerode Filialkirche von Schöppingen war, hatte man die Absicht, das Gnadenbild auf einem mit Pferden bespannten Wagen nach Schöppingen zu bringen. Dies lag nicht im Sinne der Gottesmutter. Je näher man zur Ortsgrenze, zur Vechtebrücke, kam, um so schwerer wurde der Wagen. Die von Schweiß triefenden Pferde waren nicht mehr weiterzubringen. Da erscholl eine Stimme vom Himmel: "Sieben Pferde sollen mich nicht nach Schöppingen ziehen, aber wohl vier Eggeroder Jungfrauen nach Eggerode zurücktragen können!" Noch heute wird das Gnadenbild alljährlich am 3. Sonntag im September zum Andenken an diese Legende von vier Eggeroder Jungfrauen, als Bräute gekleidet, in feierlicher Prozession durch die Fluren und Straßen des Ortes getragen.
Ereignisse von überwältigender Kraft, Kriegsgeschick, Feuresbrünste usw. suchten den Gnadenort heim. Allezeit aber blieb die Kirche und das Gnadenbild verschont, welches nach der Sage selbst dämonisch boshaften Nachstellungen entrissen wurde. Alter, Wundertätigkeit und Spiel der Sage machen uns die Madonna von Eggerode lieb und wert.
Fortsetzung folgt.
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