Seine erste Stelle war die eines Kaplans in Hardheim, das damals zum Bistum Würzburg gehörte. 1625 übernahm er die Pfarrei Altenmünster mit dem Filialort Sulzdorf. Die Seelsorge dort war schwierig. Im Pfarrort selbst waren nur noch wenige Familien katholisch geblieben, die Bevölkerung von Sulzdorf ganz. Er aber war als Seelsorger für alle, auch für die Protestanten, eingesetzt und er setzte sich für sie ein.
Sein Martyrium
In Deutschland tobte damals der "Dreißigjährige Krieg". Die Schweden drangen 1631 rasch in das Bistum Würzburg vor. Der Dorfherr von Altenmünster befehligte eine von deutschen Söldnern gebildete Kompanie. Er war dem katholischen Pfarrer schon vorher nicht gut gesinnt; jetzt glaubte er ihn ganz in der Hand zu haben. Liborius Wagner war seines Lebens nicht mehr sicher, seine Seelsorgetätigkeit lahmgelegt. Er musste fliehen, verbarg sich aber in dem nahegelegenen Reichmannshausen. Von dort versuchte er vergeblich mit seiner Pfarrei in Verbindung zu treten. In den ersten Dezembertagen wurde er verhaftet, halbnackt auf ein Pferd gebunden, nach Schonungen und Mainberg geschleift und dort fünf Tage mit rohesten Praktiken des damaligen Kriegshandwerks von in schwedischem Sold stehenden deutschen Soldaten unsagbar gequält. Kaum wiederzugebende Einzelheiten des Martyriums sind von Augenzeugen zu Protokoll gegeben worden. Hatte man zunächst mit diesen Quälereien auf die Herausgabe seiner wenigen Habseligkeiten gedrungen, so verlangte man jetzt den Widerruf seines Glaubens. Er blieb unter all den Qualen standhaft und rief nach glaubhaftem Bericht immer wieder aus: "Ich lebe, leide und sterbe päpstlich-katholisch." Schließlich wurde sein zermarterter Körper auf den Mainwiesen zwischen Mainberg und Schonungen durch einen Degenstoß getötet. Liborius Wagner starb als Martyrer der Glaubens- und Gewissensfreiheit.
Den zur Unkenntlichkeit verunstalteten und geschundenen Leichnam warfen die Peiniger in den Main. 1632 zogen ihn Fischer aus dem Fluss und bestatteten ihn aus Furcht heimlich an Ort und Stelle. Nach Abzug der Schweden wurde er 1634 in die Schlosskapelle zu Mainberg überführt und 1637 in der Kirche des Augustiner-Chorherren-Stiftes Heidenfeld beigesetzt. Die vom Prior bei dieser Feier gehaltene Predigt ist noch erhalten. Nach Aufhebung des Stiftes und Abbruch der Kirche fanden 1805 die Geb3eine ihre Ruhestätte in der Dorfkirche Heidenfeld.
1931 wurde der Seligsprechungsprozess röffnet. Die Seligsprechungsfeier in der Peterskirche zu Rom wurde durch Papst Paul VI. auf den 24. März 1974 festgesetzt.
Seine Bedeutung
Liborius Wagner hat unter schwersten Bedingungen seinen Glauben öffentlich bekannt und dafür unter schrecklichen Qualen sein Leben geopfert. Er war tief ergriffen von der Wahrheit seines Glaubens und hielt an seiner Gewissensentscheidung fest.
Liborius Wagner hat durch seinen priesterlichen Dienst die Reform der katholischen Kirche, die durch die Reformation veranlasst und mit dem Konzil von Trient eingeleitet war, zu verwirklichen versucht. Und er suchte als Gelehrter und doch einfacher Pfarrer in der Dorfseelsorge die Grundlagen der Kirche aus dem Geist des Konzils zu erneuern.
Liborius Wagner wollte dem Papst bis in den Tod treu bleiben. Es scheint ihm also die Entscheidung für das Petrusamt ein Gewissensanliegen gewesen zu sein. Nicht etwa weil er ein oberstes Koordinierungsamt in der Kirche für nützlich hielt, wollte er "päpstlich leiden und sterben". Er hat vielmehr durch sein Sterben das Leitungsamt des Papstes als Wesenselement seines Glaubens verteidigt.
Liborius Wagner hat "die Spannung zwischen unten und oben durchgestanden, ja förmlich durchgelitten, aber er hat sie nicht umgangen".
Liborius Wagner hat sich auch für die protestantischen Mitglieder seiner Gemeinde eingesetzt und ist in einer Zeit des Krieges zwischen den Konfessionen zum Zeugnis christlicher Zusammenarbeit zwischen den Kirchen in Deutschland geworden.
Liborius Wagner war Dorfpfarrer und Seelsorger, der sich gewissenhaft plagte und doch das Kreuz des Misserfolgs tragen musste. Sein Verantwortungsbewusstsein hinderte ihn, sich in der Gefahr abzusetzen und in Sicherheit zu bringen. Von seiner Gemeinde gewaltsam getrennt, sehnte er sich nach ihr zurück. Die Versuche, Verbindung mit ihr wieder aufzunehmen, führten zu seinem gewaltsamen Tod.
Liborius Wagner ist heute noch einer religiös und kirchlich verunsicherten Zeit ein großes Zeichen. Durch seine Seligsprechung wird es weithin sichtbar gemacht.
Dr. Johannes Meisenzahl
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