Samstag, April 14, 2007

Kurze Geschichte des Harderberger Immaculata-Gnadenbildes

Hardenberger Immaculata-GnadenbildBis zum 8. Jahrhundert waren die Bewohner von Hardenberg-Neviges heidnisch. Durch den hl. Suitbertus und seine Sendboten für das Christentum gewonnen, erbauten sie im 12. Jahrhundert die Pfarrkirche zum hl. Johannes Baptist. Gegen Ausgang des 16. Jahrhunderts wurde die Herrschaft Hardenberg der Lehre Luthers zugeführt. Später - es war im Jahre 1676 - kamen die Franziskaner nach Hardenberg, um die Seelsorge der treugebliebenen Katholiken zu übernehmen. In ihrer drangvollen Lage bekamen sie Hilfe von oben.
Damals lebte im Franziskanerkloster zu Dorsten ein ausnehmend frommer Pater, Antonius Schirley. Er war Vikar des Klosters und stammte aus Haltern. Wegen seines apostolischen Eifers wurde er wie ein Heiliger verehrt. Er starb am 18. August 1694 zu Emden und wurde in das Franziskanerkloster zu Aschendorf übertragen. Dieser Gottesmann hatte auf seiner Zelle ein Bildchen angebracht, das die unbefleckte Empfängnis darstellte - das jetzige Gnadenbild von Hardenberg! Mit Vorliebe pflegte er vor diesem Bildchen zu beten, besonders zu nächtlicher Zeit vor und nach den Metten.
Im Jahre 1680 im September war's. Da hörte er eine Stimme aus dem Bildlein. Bringe mich nach dem Hardenberg, da will ich verehrt sein!
In der folgenden Nacht kam hinzu: In anderthalb Jahren wird ein großer Fürst erkranken und nicht genesen, es sei denn, er mache ein Gelübde zur Wallfahrt nach Hardenberg. Der soll mir dort das Kloster bauen. Schreib das dem Pater, der jetzt den Bau begonnen hat.
In der dritten Nacht kam noch hinzu: Du sollst meine Novene beginnen, d. h. du sollst an neun Samstagen die hl. Messe feiern zur Danksagung für meine unbefleckte Empfängnis.
P. Antonius teilte alles dem Hardenberger Oberen P. Kaspar Nießing mit. Dieser aber machte den Abt Ferdinand von Werden mit der ganzen Sache bekannt. Der Werdener Abt setzte über die eigenartige Angelegenheit eine im Klosterarchiv behütete Urkunde auf, die als Datum den 28. Juli 1683 trägt. Im Juli 1681 kam das Gnadenbild nach Hardenberg.
Im Jahre 1681 erkrankte in Neuhaus bei Paderborn der weithin bekannte und sehr geschätzte Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg. Da kam dem Abte von Werden der Gedanke, ob jener nicht der Fürst sei, von dem das Bildchen gesprochen habe. Er eilte darum sogleich nach Neuhaus, erzählt dem hohen Kranken, den die Ärzte schon aufgegeben hatten, alles und bewog ihn zu einer Wallfahrt und zum Bau des Klosters. Siehe da! Der Fürst genas, pilgerte schon im Oktober 1681 mit großem Gefolge nach Hardenberg und legte dort den Grundstein zum neuen Kloster am 25. Oktober.
Es dauerte nicht mehr lange, und große Scharen von Pilgern und eine lange Reihe von Wallfahrtsprozessionen eilten zum Gnadenbilde der Makellosen nach Hardenberg hin. Zahlreiche Wunder wurden auf die Fürbitte der Gnadenmutter hin gewirkt. 1710 bestätigte Papst Klemens XI. die bei dem Gnadenbilde gegründete Bruderschaft von der unbefleckten Empfängnis Mariä, während Papst Klemens XII. im Jahre 1737 den frommen Pilgern einen vollkommenen Ablaß bewilligte. Glanzvoll wurden die Jahrhundertfeiern des Gnadenbildes von 1781 und 1881 begangen. Dann erfolgte 1904 die unvergeßliche Krönung U. L. Frau von Hardenberg, die im Auftrage des Heiligen Vaters der Kardinal-Erzbischof von Köln Antonius Fischer unter gewaltigem Zulauf des gläubigen Volkes vorgenommen. P. Basilius Pfannenschmid legte 1889 den schönen Kreuzweg an, P. Wenzeslaus Straußfeld 1910 den monumentalen Marienberg und P. Linus Schnorrenberg das vielbesuchte und reichen Segen stiftende Exerzitienhaus St. Joseph. Heute (1936) mögen etwa 400 Prozessionen mit drei- bis vierhundertausend Teilnehmern und ungezählte Einzelgruppen und -pilger zum Gandenbilde hinwallen.

Aus: Hardenberger Pilgerbuch, Handbuch der Franziskaner. Als Manuskript gedruckt. Imprimatur. Düsseldorf, den 5. Mai 1936. P. Suitbertus Bömer OFM. Provinzial. Nihil obstat, 20. Juni 1936. Das Erzbischöfliche Generalvikariat Köln. Dr. David Vicarius generalis.

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