Freitag, April 28, 2006

Das Wunderbarliche Gut bei Hl. Kreuz in Augsburg - Festschrift zum 750jährigen Jubiläum (1199 - 1949)

unseres Augsburger Stadtheiligtums von P. Thomas Aquinas Dillis O.P.

VORWORT

Augsburgs Stadtheiligtum, das Wunderbarliche Gut zu Hl. Kreuz, feiert in diesem Jahr 1949 sein 750. Jubiläum. Obwohl das Wunderbarliche Gut auch heute noch bei den Augsburger Katholiken in höchster Verehrung steht, würde sich dieses Jubiläum ganz anders gestalten als alle vorhergehenden, die nach den Chronisten "mit viel Glanz und Prunk und unter ungeheurer Beteiligung der Gläubigen aus Stadt und Land" gefeiert wurden. Glanz und Prunk können wir Heutigen auch zur Verherrlichung Gottes nicht mehr entfalten; denn wir sind durch zwei schreckliche Weltkriege in den Staub geworfen und ganz arm geworden. Nur mühsam vermögen wir uns aus den Trümmern unserer Zeit zu erheben, um Stein auf Stein zusammenzutragen zum Wiederaufbau unseres Lebensraumes. Lächerlich oder gar anmaßend mag es da anmuten, ein solches Jubiläum feiern zu wollen, zumal ja auch das Wunderbarliche Gut nur noch in der alten Beichtsakristei der zerstörten Hl. Kreuzkirche eine provisorische Zufluchtsstätte gefunden hat. Wohin also auch mit den vielen Leuten bei einer etwaigen "ungeheuren Beteiligung der Gläubigen aus Stadt und Land" an dieser 750. Jubelfeier? Wir müssen deshalb mit der äußeren Feier dieses Jubiläums warten, bis bessere Zeiten kommen, oder wenigstens bis in Hl. Kreuz der notwendige Kirchenraum geschaffen ist, der die zahlreichen Verehrer des Wunderbarlichen Gutes einigermaßen zu fassen vermag. Wie lange aber soll das Wunderbarliche Gut noch in dieser seiner Verborgenheit bleiben? Soll Hl. Kreuz auf Jahre hinaus nicht wiederhergestellt und wegen Geldmangels nicht weiter ausgebaut werden können? - Diese große äußere Sorge um ein würdiges Gotteshaus für das kostbarste Kleinod unserer Stadt und des ganzen Landes ist jedoch noch die geringere. Was alle äußere Not alles irdische Elend in unserer Zeit weit übertrifft, ist die innere Verarmung an Glaube, Hoffnung und rechter Liebe, die Angst und das Entsetzen vor kommenden, noch ärgeren Dingen, - eine ganz natürliche Folge der Entgottung und Verweltlichung aller Menschheitsideale und Lebenswerte. Der menschliche Geist ist heute bis an die äußersten Grenzen der Schöpfung vor- und vielleicht schon sogar darüber hinaus in ihre tiefsten Geheimnisse eingedrungen und hat voll Stolz darauf den ehrfurchtvollen Sinn der Anbetung dem wunderbaren Geheimnis gegenüber verloren. Auch das Wunderbarliche Gut ist so für den heutigen Menschen gerade in dem, was es "wunderbarlich" macht, scheinbar kein Gegenstand der Vehehrung mehr. Und doch könnte eben dieses "Wunderbarliche Gut" in unserer Zeit die Sendung zu erfüllen haben, uns wieder den Sinn für das Geheimnis und das Wunder zurückzugeben, indem wir uns voll Demut gläubig beugen vor dieser besonderen Offenbarungsform des im allerheiligsten Altarsakrament gegenwärtigen Gottes. So könnte dann auch vielleicht das Wunder geschehen, daß wir im Vertrauen auf Gottes Allmacht und Güte, die hier sichtbar zutage treten, die Angst und das Entsetzen überwinden und hoffnungsvoller in die Zukunft blicken, weil Gott jeden, der an Ihn glaubt und auf Ihn hofft, aus Not und Elend, ja sogar aus Sünde und Verzweiflung zur rechten Zeit erhöht (1. Petr. 5,6).
Der Sinn und der Zweck dieser bescheidenen Festschrift ist also ein doppelter. Sie soll vor allem die Liebe und Verehrung zum Wunderbarlichen Gut in Hl. Kreuz festigen und fördern, wo sie noch vorhanden, wieder aufleben lassen und neu entfachen, wo sie nur noch glimmen oder schon erloschen sind, ganz neu aber dort entzünden, wohin noch keine Kunde davon gelangt ist. Zu diesem Zweck stellen wir im Folgenden kurz die Geschichte des Wunderbarlichen Gutes, die Art seiner Verehrung und seine wundertätige Wirksamkeit dar. Dann aber sollen sich diese Liebe und Verehrung zum Wunderbarlichen Gut auch darin äußern, daß wir alle nach besten Kräften helfen, die Kirche des Wunderbarlichen Gutes wieder neu erstehen zu lassen. Deshalb soll in dieser Schrift auch getreu über den gegenwärtigen Stand des Wiederaufbaus der Dominikaner- und Wallfahrtskriche Hl. Kreuz berichtet werden.

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